Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 26. September 1943

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Köln, den 26.9.43.

Mein liebes, liebes Geburtstagskind!

Zu Deinem Geburtstag wünsche ich Dir alles, alles Liebe und Gute, vor Allem, daß Du recht bald gesund und munter in die Heimat zurückkehren kannst. Das wäre bestimmt mein innigster Wunsch an diesem Tage, alles andere folgt von selbst.

Siehst Du, nun wirst Du auch schon zwanzig Jahre. Wie viele solcher Geburtstage haben wir nun schon zusammen verlebt. Ich glaube, es ist der

fünfte, seitdem wir uns kennen.

Im vorigen Jahre war es uns vergönnt, den Tag zusammen zu feiern.

Leider war er durch meine Dickköpfigkeit nicht so schön, wie er hätte sein können. Es tut mir heute noch sehr leid. Aber wir wollen nicht mehr daran denken. Und könnten wir in diesem Jahre beisammen sein, gewiß, ich würde schon allerhand auf mich nehmen deswegen.

Ich habe Dich doch so lieb! In Gedanken werde ich an Deinem Ehrentage bei Dir sein. Du mußt immer daran denken, dann wird es Dir und mir um Vieles leichter sein. Gell? Schau mal,

es hat ja garkeinen Zweck, Dir etwas ins Feld zu schicken. Dort kannst Du doch nicht gebrauchen. Mutter wird Dir ein Päckchen mit „was zum Futtern“ schicken. Das ist Dir im Moment doch sicher das Liebste, gell? Und wenn Du dann wiederkommst, bekommst Du auch mein Geburtstagsgeschenk, zugleich als Weihnachtsgeschenk. Ich habe nämlich schon was Schönes. Nun sei bitte nicht neugierig und laß Dich überraschen!

Pflaumenkuchen, „wie Mutter ihn am letzten Sonntag“ bebacken hat, kann man leider nicht verschicken. Es wäre bestimmt Schimmelkuchen,

wenn er in Rußland ankäme.

So kann ich Dir also an diesem Tage nichts schenken, nur nocheinmal die Versicherung, daß ich Dir bis ans Ende meines Lebens angehören werde. Ich liebe Dich doch so sehr und will mich Dir mit Leib und Seele verschreiben, mein Liebster, allerliebster Peps. Hoffentlich kommst Du bald, bald wieder.

Ich umarme und küsse Dich

Deine Annelie.