Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 5. Oktober 1943

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Frankenforst, 5.10.43. (?)

Mein liebster Peps!

Heute erhielt ich nun endlich nochmal Post von Dir, allerdings noch alte vom 12. September. Der Brief war noch nach Wittlich adressiert. Mein Liebster, mir ist so weh ums Herz, ich habe solche Angst um Dich. Wie ein Alpdruck lastet es jetzt schon seit einem Monat auf mir. Wärest Du doch nur schon wieder glücklich zurück. Denk Dir mal, Helenes Walter liegt im Lazarett in Lemberg mit einem Steckschuß im Oberschenkel. Das ging doch schnell mit ihm, was? Für ihn ist es jedenfalls besser im Bein als im Arm.- (Musiker Violine)

Du Peps, Du magst recht haben, wenn Du sagst, der Soldat sei bestimmt ein anderer Mensch, wenn er aus Rußland zurückkehrt. Ich glaube, wir sind alle andere Menschen, wenn der Krieg einmal zu Ende ist. Er lastet doch auf jedem mehr oder weniger. Wenn ich Dich nur noch

wiederhabe. Ich freue mich so auf Dein Kommen! Du Peps, diesmal wird es aber schön. Jetzt mußt Du nur sehen, wie Du von zu Hause wegkommst. Ich habe Dich so lieb und ginge mit Dir bis ans Ende der Welt. Deinen lieben Brief werde ich noch recht oft durchlesen. Erst jetzt weiß ich einen Brief von Dir so recht zu schätzen. -

Heute abend war auch ein Brief von Annemie dabei. Sie hat vergangene Woche fünf Tage ihren Fritz in Metz besucht. Könnte ich das doch auch nochmal. Jetzt könnte ich endlich weg und habe keine Gelegenheit dazu. Bei mir kommt alles zur unpassenden Zeit. -

Ich stehe hier am Fensterbrett und schreibe. Adele braucht nämlich den Tisch zum Bügeln. Drum will ich für heute schließen.

Lieber, lieber Peps - Kuß!

Deine Annelie.