Andreas van Kann an Annliese Hastenplug, 12. Oktober 1943

Wilna, 12.10.43.

Meine liebe, allerliebste Annelie,

Du - mir geht es schon beinahe wieder gut! Ich habe kein Fieber mehr - ist das nicht doll! Naja - das ist doch eigentlich klar - ich bin halt nicht kaputt zu kriegen, sozusagen unverwüstlich! Also - mein Süßes, sieh Dich vor ...

So ich kein Fieber mehr habe, hoffe ich, bald transportfähig zu sein - denn ich möchte brennend gerne in die Heimat. Denn dann kommst Du mich ja sofort besuchen, das hast Du mir ja mal versprochen - aber ich weiß, das tust Du auch sowieso. Nun drücke beide Daumen, daß ich bald hier abdampfen kann. -

Ein Lazarett ist doch eine fabelhafte Einrichtung. Es wird bestimmt in vorbildlicher Weise für uns (besonders für die schweren Fälle) gesorgt. Wir bekommen eine tadellose Verpflegung und auch immer noch kleine Zulagen. Allerdings fehlt es auch hier, wie überall im

Osten an Obst. Das gibt es hier leider nicht. Nun, da kann man nichts machen. Hoffentlich gibt es in Deutschland genug, denn ich habe lange keinen Apfel mehr gesehen. Du glaubst garnicht, wie man sich nach so etwas Frischem sehnt! -

Liebling, denkst Du auch oft an mich? Ich habe ja jetzt viel Zeit dazu. Ich denke den ganzen Tag an Dich - Du müßtest bei mir sein können! Dann wäre ich auch viel schneller gesund, bestimmt, das kannst Du mir glauben. Ich habe Dich doch lieb - und Du mich auch - ja!?

Ach - wär doch bald Post da ...

Laß Dich grüßen und küssen

von Deinem Adi.