Andreas van Kann an Annliese Hastenplug, 24. Oktober 1943

Warschau, 24.X.43.

16.30 Uhr.

Annelie,

ich wußte nicht, wie mir geschah! Es kam jemand auf unser Zimmer gerannt: „Kann, kannst Du laufen, ein Gespräch aus Köln.“ - Nun, da konnte ich laufen, na ich bin mit einiger Hilfe ganz gut hingekommen - es waren zum Glück nur ein paar Schritte. -

Dann habe ich mit Euch gesprochen, Du glaubst garnicht, wie so etwas ist, nach solch langer Zeit!

Und mit Dir habe ich gesprochen - das war - - - auch Annelie, ich kann garnichts mehr sagen, ich hab’ Dich ja so lieb ...

Erstaunt war ich, daß Du wieder in Köln bist. Ehrlich gesagt, finde ich es großartig. Vor allem freut es mich, daß Du Deine alte Tätigkeit wieder aufgenommen hast. Ich habe es irgendwie gespürt, daß Du dort verkümmern würdest! Ha - ich kenne doch meine Annelie: Großstadtmensch durch und

durch, mit Tempo und Schwung. Da war die Sache beim Komiß in Wittlich etwas zu gemütlich, gell.

Um dann auch mal weiter zu denken: Deine Anstellung bei der Kasse (ich hoffe, Du bist wieder in Frechen!) ist ja nicht an den Krieg gebunden. Schau, das ist sehr wesentlich. Nun, darüber müssen wir uns doch besser mündlich unterhalten, brieflich geht das nicht so recht!

Jetzt drängt es mich erst recht nach Deutschland. Wo ich weiß, daß Du 8 Tage zu mir kommst! Hei - das wird fein; ich kann’s garnicht mehr erwarten. - Ich weiß nichts mehr -

ich bin unsagbar froh ...

Dein Adi.