Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 1. November 1943

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Frankenforst, 1.11.43.

Herzliebster Adi!

Heute habe ich eine ganze Menge liebe Post von Dir bekommen. Ich habe die Briefe förmlich verschlungen. Jedes liebe Wort tut einem doch heute doppelt gut. Und Du hast so liebe Briefe geschrieben, da wird mir ganz froh ums Herz. Jetzt hast Du ja auch die beste Zeit zum Schreiben. Ich freue mich so über Deine Briefe, ich habe Dich doch auch so sehr lieb. Wann wirst Du wohl nach Deutschland kommen, daß ich Dich endlich besuchen kann? Hoffentlich dauert es nicht mehr allzu lange! - Auch von mir sind heute wieder einige Briefe zurück gekommen, die ich nach Rußland geschickt habe. Ich lege sie Dir auch bei, damit Du recht viel zu lesen hast. Ach Peps,

ich möchte Dir soviel Liebes schreiben, ich weiß nur garnicht wie ich alles in Worte fassen soll. Na, Du weißt es ja auch so alles - wie lieb ich Dich habe und wie gerne ich immer bei Dir sein möchte. - Lieber, lieber Peps!

Nun wohnen wir ganz im Frankenforst, d. h. wir essen auch abends hier, wenigstens für die Wintermonate, gestern hatten wir nämlich schon um 7 Uhr Alarm. Es wäre entsetzlich, wenn wir da einmal hineingeraten würden, in Deutz und Kalk ist doch genau alles kaput. Na, Du weißt ja, welche Angst ich vor dem Fliegeralarm habe. Das gute, vor allen Dingen reichliche Essen werden wir jetzt zwar etwas vermissen, aber die drei Wintermonate gehen ja auch schnell herum. Deine Eltern haben ja immer so nett für uns gesorgt, jetzt werden wir sie nur noch Samstag/Sonntag mit unserem Besuch beehren. Ich weiß wirklich nicht, wie wir das einmal gut machen sollen. - Nun, warst Du sehr erschüttert,

als Du gestern wieder einen Anruf erhieltest? Wenn Du kommenden Sonntag immer noch in Warschau sein solltest, werden wir wieder anrufen. Ich will doch wenigstens Deine liebe Stimme hören.

Gute Nacht, mein Liebling!

Einen lieben Kuß

Deine Annelie.