Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 28. Dezember 1943

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Frankenforst, 28.12.43.

Mein Allerliebster!

Heute habe ich nun leider wieder keine Post von Dir bekommen. Schreibst Du mir so wenig oder liegt es nur an der Post? Hoffentlich bist Du nicht wieder krank geworden. Ach mein Liebling, ich habe solche Sorgen. Jetzt bist Du wieder bald gesund und dann mußt Du wieder weg, vielleicht nach Rußland. Du, ich darf garnicht daran denken. Gerade in Rußland fangen jetzt die schweren Kämpfe wieder an.

Hoffentlich brauchst Du nicht wieder dorthin. Wenn ich daran denke, so wird meine Freude auf Deinen Urlaub ganz

getrübt. Dann wäre es mir schon lieber, Du müßtest noch ein halbes Jahr im Lazarett liegen bleiben. Ob ich es wirklich noch so lange ohne Dich aushalten könnte. Ich glaube kaum. Ich freue mich doch so, wenn ich Dich endlich wiederhabe. Wie lange mag es wohl noch dauern? Ich habe schon garkeinen anderen Gedanken mehr, sogar die Arbeit schmeckt mir momentan garnicht. Es ist ja auch kein Wunder, wo ich täglich auf eine bestimmte Nachricht warte. -

Hast Du mich noch lieb? - Wie geht es Dir? Du armer Liebling, mußt ja schrecklich mager ausgesehen haben mit Deinen 100 Pfund! Ich kann mir das garnicht vorstellen: Mein Adi und 100 Pfund! Mein Liebster, schreib bald.

Einen heißen Kuß

Deine Annelie.