Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 26. März 1944

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Köln, den 26.III.44.

Mein lieber Adi!

Es ist Großalarm! Bis jetzt habe ich gelesen in: das geliebte Gesicht. Ein sehr schönes Buch, gefällt mir übrigens viel besser als der erste Band. -

Nun will ich Dir schnell noch ein paar Zeilen schreiben, bevor die Flieger da sind. Vielleicht dauert der Alarm länger und dann komme ich nachher nicht mehr dazu. Es ist nämlich jetzt schon ½ 11 Uhr.

Heute waren wir in Rath-Heumar. Das Jackenkleid wird bald gemacht, aber doch nicht so, wie die Jacke von Deinem braunen Anzug, sondern glatt.

Dein Großonkel meinte, das wäre eine schönere Machart für den Stoff. Doch - ich schreibe Dir hier von Kleidern und wer weiß, wie Du armer Kerl jetzt im Dreck hängst. Es ist Sünde! Wir haben übrigens immer noch keine Post von Dir. Hoffentlich kommt bald welche, sonst verzweifle ich. Ach, Adsch, wärest Du doch schon wieder hier. Heute hatten wir solch schönes Wetter und da mußte ich in der Straßenbahn an unsere schönen Fahrten ins Grüne denken. Warum kann das jetzt nicht mehr sein? Warum? Nur nicht denken -.

Mein Liebling, ich habe Dich so lieb und bin so traurig, weil Du so weit weg von mir bist. Schreib’ bald.

Einen lieben Kuß

Deine Annelie.