Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 29. März 1944

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Frankenforst, 29.3.44.

Mein lieber Adi!

Endlich, heute erhielt ich die erste Post von Dir. Wie ich mich gefreut habe, kann ich Dir garnicht sagen. Ich war richtig glücklich. Ich habe auch gleich auf der Landkarte nachgesehen, habe allerdings auf unserer Karte Gorki nicht gefunden, nur eine Stadt Gorki, 500 km hinter Moskau, aber das ist ja nicht gut möglich!!! Nun werde ich mal auf Deinem Atlas nachsehen.

Deine Mutter war heute abend an der Bahn. Sie haben auch heute Post von Dir bekommen. Es waren Deine Briefe vom 20.III. Liebling, Du mußt uns recht oft schreiben. Du glaubst ja garnicht, was das

für mich bedeutet. Ist es auch wirklich im Moment ziemlich ruhig in Eurem Abschnitt oder sagst Du das nur zur Beruhigung. Ich mache mir solche Sorgen. Hat Deine Kompagnie wirklich 8 Tage in Ruhe gelegen? Na, die 8 Tage wären ja jetzt auch wieder herum. Ich bin jeden Tag gespannt auf den Wehrmachtsbericht und bin immer froh, wenn der Mittelabschnitt nicht besonders genannt wird. Heute ist allerdings Wittebs (Ich weiß nicht, wie’s geschrieben wird!) genannt worden. Liegst Du dort in der Nähe?

Wie geht es Dir sonst noch? Denkst Du schon mal an mich? Zeit zum „Sehnsuchthaben“, wirst Du wohl garnicht bekommen. Dafür habe ich um so sehr. Aber auch

diese Monate werden vergehen und dann bist Du wieder für kurze Zeit bei mir. Darauf freue ich mich schon jetzt. Heute bist Du schon drei Wochen weg. Wie die Zeit vergeht! Das ist schon fast ein Monat.

So wird auch die andere Zeit verstreichen, wenn man auch im Moment das Empfinden hat: Das dauert noch eine Ewigkeit!

Ich hab’ Dich so sehr lieb und werde immer auf Dich warten. Ich bin doch Deine Braut. - Hast Du auch schon Post von mir bekommen? Ich habe immer laufend an die Feldpostnummer 18785 D geschrieben. - Daß Du mir Seife schickst, ist furchtbar lieb von Dir. Ich kann sie gut gebrauchen. Wie kommst Du nur daran? -

Für heute, Liebster, sende ich Dir die liebsten Grüße und einen heißen Kuß

Deine Annelie.