Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 4. April 1944

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Köln, den 4.4.44.

Mein lieber Adi!

Dienstagabend 6 Uhr. Ich sitze hier bei Euch alleine in der Küche und weil ich nicht weiß, was ich tun soll, will ich Dir in der Zeit einen Brief schreiben. Adele ist in Wien und da meinte Deine Mutter, ich solle solange abends bei ihnen essen, da es mir doch sonst alleine im Frankenforst sicher zu langweilig wäre. Deine Mama ist noch im Büro und Dein Papa ist auch noch unten. Halt! gerade im Moment ist er gekommen. - Heute habe ich leider keine Post von Dir bekommen. Siehst Du, nun bin ich schon ganz verwöhnt.

Ach, Post ist aber auch was herrliches. Ich bin aber auch so froh, daß Du nicht die ganze Zeit in großer Gefahr bist. Du glaubst garnicht, wie mich das beruhigt. Hoffentlich hast Du uns auch nicht bekohlt. -

Hier war heute herrliches Wetter. Es wird aber auch bald Zeit. Übrigens haben wir die Kasse wieder vier Tage geschlossen. So kann ich schon am Freitag nach

Koblenz fahren. Schade, daß Du nicht mitfahren kannst. Mein Gott, wäre das herrlich. Lieber garnicht daran denken! Auf der Kasse haben wir momentan furchtbar viel Betrieb. Mir taten die Füße so weh von dem vielen hin- und herlaufen, daß ich mir gleich die Pantoffeln anziehen mußte, als ich hierher kam. - Mit der Bahn um ½ 8 Uhr werde ich zum Frankenforst fahren. Dann komme ich immer noch im Hellen dort an. -

Hier gibt’s wenig Neues.

Ich habe wie immer wahnsinnige Sehnsucht nach Dir und Dich schrecklich lieb. Stell’ Dir mal vor, Du wärest jetzt bei dem herrlichen Wetter hier und wir könnten zusammen hinaus ins Grüne fahren - - - ach, wär das wunderschön. So oft und so viel muß ich daran denken. Hoffentlich wird es bald wieder wahr!

Nun, Herzliebster muß ich allmählich schließen.

Sei recht herzlich gegrüßt und lieb geküßt

von Deiner

Annelie