Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 8. April 1944

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Koblenz, den 8.4.44

Mein lieber Adi!

Nun ist der Karsamstag auch herum. Heute morgen waren wir bei Annemie. Das arme Hascherl kann einem furchtbar leid tun. Sie grämt sich furchtbar. Es ist fast nichts mehr an ihr dran, so schlecht sieht sie aus. Wir haben aufeinmal alle weinen müssen. Ihre Mutter erzählte mir nachher unten im Geschäft, daß Annemie furchtbar darunter litte. Es ist aber auch zu schrecklich. Ich kann’s ihr gut nachfühlen. Wenn ich bedenke, Dir würde etwas zustoßen, ich würde Dich nie mehr wiedersehen! - Garnicht auszudenken! - Heute nachmittag hatte Annemie Dienst. Morgen werden wir beisammen sein.

Gegen Mittag kam auch Karlheinz Mohr

noch zu Kratz. Weißt Du, der kleine Leutnant, den wir damals bei Kratz kennenlernten. Er ist jetzt Oberleutnant, allerdings vom Heeresdienst entlassen, weil er verwundet ist und unter anderem noch Splitter in der Blase hat. Jetzt studiert er in Heidelberg Medizin. Ist er nicht beneidenswert?

Ich habe solche Sorgen um Dich. Wären doch nur schon die drei nächsten Monate herum, dann wäre ich wenigstens für eine kurze Zeit beruhigt.

Ach mein Liebling, ich habe solche Sehnsucht nach Dir. Wann kommst Du wieder?!

Wir haben heute auch über Adele’s Hochzeit gesprochen. Doch darüber schreibe ich Dir morgen. Wir hatten heute hier ein paarmal Großalarm. Wir waren gerade im Kino und mußten uns eine ganze Stunde in den Luftschutzkeller setzen. Bis morgen grüße und küsse ich Dich tausendmal

Deine Annelie.