Andreas van Kann an Anneliese Hastenplug, 19. Juli 1944

19. Juli 1944.

Liebste, ich danke Dir sehr für Deinen ersten Brief, den Du mir schon am Samstag geschrieben hast. Es tut mir leid, daß Du Dich so gesorgt hast - ich konnte aber leider nicht eher schreiben, weil ich ja selbst nicht wußte, was los war.

Da hast Du ja einen schlimmen Traum gehabt. - Und dabei geht es mir so gut, wie noch nie seit ich beim Komiß bin. (abgesehen vom Lazarett!) Ich bin davon überzeugt, daß es mir besser geht als Dir. Zwar sind unsere Tage bis an den Rand mit Arbeit angefüllt; aber es ist alles tadellos hier. Einer der wichtigsten Vorteile besteht darin, daß man hier so gut wie keinen Fliegeralarm kennt,

bis heute ist jedenfalls noch keiner gewesen. Und dabei hört man fast täglich, daß auf den rheinisch-westfälischen Raum Bomben abgeworfen werden. Siehst Du, Annelie, jetzt sind die Sorgen wieder bei mir. Aber ich weiß ja, daß Du immer nach Frankenforst fährst und da bin ich schon einigermaßen beruhigt.

Ich bin gespannt auf Deinen nächsten Brief; übrigens muß’ ich mal einen Irrtum klarstellen: wir sind nicht Schule VI, sondern Schule IV (4). Ich weiß nicht, bei wem der Fehler liegt, ist aber auch weiter nicht schlimm.

Ich muß schließen, es ist Zeit zum Essen! -

Viele liebe Grüße und einen langen heißen Kuß

Dein Adi.