Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 7 August 1944

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Frechen, den 7.8.44

Mein lieber Adi!

Nun war ich gestern bei Adele in Rheinbach. Sie hat noch nicht einmal frei bekommen, obwohl ich die Führerin selbst gefragt hatte. Aber ich durfte doch bei ihr bleiben. Adele hat sich eine Wolldecke von ihrem Bett genommen und dann haben wir uns draußen in die Sonne gelegt und die Sachen verkimmelt, die ich mitgebracht hatte. Ich muß schon sagen, Adele hat einen gesegneten Appetit bekommen und ordentlich dick ist sie auch geworden. Sie ist jetzt bei Bauern in einem Nachbardorf. Es gefällt ihr jetzt auch etwas besser in dem Verein. Sie hat sich halt etwas angewöhnt. Jedenfalls bin ich heilfroh, daß ich nie etwas mit einem solchen Verein zu tun hatte. Schön ist anders! Nun ja, Ende Oktober soll die R.A.D.-Zeit ja schon beendet sein, dann folgt der Kriegshilfsdienst. - Übrigens soll Fritz ja auch in diesem Monat kommen.

Dann steigt also die Hochzeit. Ob Du wirklich keinen Urlaub bekommen kannst? Da, das wäre aber verdammt schade!

Es ist halt ganz „Total“! Hoffentlich bekommt ihr nachher überhaupt noch Abstellurlaub! Heute ist alles möglich! Du, das wäre furchtbar. Dann häng’ ich mich aber bestimmt auf. -

Am Samstag erhielt ich Deinen lieben Brief vom vorigen Sonntag. Gestern abend war ich garnicht im Frankenforst. Ich war zu müde von der Himmelfahrt nach Rheinbach. Die Züge waren so wahnsinnig voll auf Sonntag und dann die Hitze! Sicher habe ich heute abend liebe Post von Dir. Deine Briefe sind doch meine einzige Freude. Das Leben ist ja so sinnlos. Wäre doch endlich einmal der Krieg aus. Heute habe ich mal wieder eine sehr traurige Stimmung.

Herzliebster, laß Dich grüßen + lieb küssen

von Deiner Annelie.