Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 24. August 1944

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Köln, den 24.8.44

Mein liebster Adi!

Vorgestern bekam ich Deinen lieben Brief vom 17.8. Du fragst darin nach den Heiratspapieren. Ja, ganz so weit ist es noch nicht. Heute morgen hatte ich mir frei genommen und da war ich zunächst mal auf dem Gesundheitsamt. Dort wurden Deine und meine Personalien und die meiner Eltern festgestellt. Von da aus mußte ich zur Lindenburg zur Blutuntersuchung. Ich muß schon sagen, mir war es in meinem Leben noch nie richtig flau, aber als die Ärztin mir das komische Ding in den Arm steckte und Blut entnahm,

da hat nicht viel gefehlt und ich hätte schlapp gemacht. Ich hatte es schon vorher bei fünf anderen Mädels beobachtet. Ich wäre eine Krankenschwester! -

Den Befund bekomme ich zugeschickt, ebenfalls das polizeiliche Führungszeugnis. Dann muß ich ja auch noch auf die Urkunden aus Wittlich warten. Sobald ich alles beisammen habe, schicke ich es Dir. -

Liebster, Du erwähnst, daß Du so selten Post von mir bekommst. Ja, es stimmt schon, die Hitze setzt mir wahnsinnig zu. Denk’ mal an mein Mansardenstübchen und die Straßenbahn. Trotzdem will ich Dir aber doch mindestens jeden zweiten Tag schreiben. Ich weiß doch, wie sehnsüchtig man auf die Post des Liebsten

wartet. Gewiß konnte ich mich auch nur schwer daran gewöhnen, bloß zweimal in der Woche Post von Dir zu bekommen, wo Du sonst immer so viel schriebst.

Aber ich weiß ja, daß es halt nicht anders geht. Hoffentlich kommt recht bald die Zeit, wo wir uns überhaupt nicht mehr zu schreiben brauchen, sondern immer beisammen sind.

So geht es mir noch ausgezeichnet. Wie hätte es auch anders sein sollen bei einem solchen Mann, der eben will oder nicht will. Oder ist es doch so schwer? -

Deine Eltern haben heute auch endlich Post von Dir bekommen.

Hast Du mich wirklich sehr lieb? Adschki, Liebster! Ich hab’ ja solche Sehnsucht nach Dir und kann es garnicht erwarten, bis Du endlich, endlich bei mir bist.

Wie lange dauert es voraussichtlich noch? Gut 2 ½ Monate. Was mag bis dahin sein! Die Zeit ist ja so lang und doch so kurz. Liebster, freust Du Dich denn auch? Wirst Du es auch niemals bereuen? Manchmal bin ich doch so katzig und herrisch. - Aber ich habe Dich entsetzlich lieb.

Wir sollen es schon schaffen, was?

Liebster ich grüße und küsse Dich ganz ganz lieb!

Deine Annelie.