Andreas van Kann an Anneliese Hastenplug, 25. August 1944

25.8.44.

Meine liebe, gute Annelie!

Heute bekam ich Deinen lieben Brief, den Du am Dienstag geschrieben hast. Ja, Liebste, jetzt werden die Briefe immer seltener. Ich war mir direkt darüber klar, daß ihr jetzt auch entsprechend länger arbeiten müßt. Nun, besser auf der Kasse 12 Stunden als in einem Rüstungsbetrieb. Du wirst ja nicht dafür in Frage kommen, schließlich bist Du ja eine Kapazität. Gott sei Dank! Unter diesen Umständen kannst Du natürlich nicht mehr in den Frankenforst fahren; das ist mir vollkommen klar. Für mich fangen jetzt natürlich wieder die Sorgen an; Du mußt aber dann immer in den Keller

gehen. Und wenn die Angriffe wieder stärker werden, dann gehe bitte in den Bunker. Vielleicht hat Vater auch den Fabrikkeller endlich etwas herrichten lassen, daß Ihr dort hineingehen könnt. -

Damit ist nun auch zwangsläufig unsere Wohnungsfrage geklärt. Wir müssen halt bei uns daheim unsere Zelte aufschlagen, da läßt sich nichts mehr an ändern. Na, das ist ja nicht entscheidend. Wesentlich ist ja, daß wir endlich zusammengehören und uns an niemand mehr stören brauchen.

Übrigens ist der Heiratsurlaub der einzige Urlaub, der noch gewährt wird in der zivilen Wirtschaft und auch beim Kommiß. Sieh,

Liebling, deswegen wollen wir sofort nach diesem Lehrgang heiraten, damit wir dann während meiner Wahner Zeit schon für immer beisammen sind. Deswegen ist die Sache mit Deinen Heiratspapieren jetzt ganz dringend. Bitte erledige das jetzt ganz schnell! -

Die Sache mit Herrn Chanz ist ja furchtbar. Ich hätte soetwas aber auch nie der Frau erzählt, das ist nämlich nicht notwendig. So etwas würde ich nie machen. - Die arme Frau kann einem wirklich leid tun.

Heute machte ich die Bekanntschaft mit einem Koblenzer Kameraden. Hans Prüss aus Oberwerth. Er kennt den Fritz sehr gut - war sein Freund. Wir

haben uns sehr nett unterhalten, er kennt auch die „kleine, blonde Frau“ von Fritz. Wir haben natürlich auch von Koblenz gesprochen und da kamen mir alle die schönen Erinnerungen ...

Kannst ja mal der Annemie anläßlich eines Briefes schreiben, daß ich den Freund von Fritz hier getroffen habe. Selbst möchte ich ihr nämlich nicht schreiben.

Es ist 22 Uhr. Um 24 Uhr beginnt eine Nachtübung bis morgen Vormittag. Da lohnt es nicht mehr, daß ich mich hinlege, denn nachher ist man ja doch noch viel müder. So will ich im Anschluß an diesen Brief noch einen wichtigen Brief an meine Eltern schreiben, im Bezug auf unsere Heirat. Wenn

Du also nach Hause kommst, ist alles klar. Ich will Dich schon darauf vorbereiten, mein Herz - damit Du nicht allzu verlegen wirst. Du zartbeseitetes Liebchen - - -

Jetzt kriegst Du ein ganz liebes Küßchen. - So!

Noch rund zwei Monate noch - und dann bin ich wieder bei Dir! Du, ich freue mich doch riesig darauf! Vor allem aber darauf, daß wir dann endlich uns einander ganz gehören. Annelie, ich hab’ Dich doch so lieb!

Und immer bin ich

Dein Adi