Andreas van Kann an seine Frau Annelie, 13. Januar 1945

64035 A, 13. Jan. 44 [geändert in:] 45?

Meine liebe Annelie,

jetzt haben wir glücklich die Fahrt hinter uns gebracht - wo wir gelandet sind, kann ich Dir verständlicher Weise nicht offen schreiben. Denk’ mal an meinen ersten Standort im RAD ..! - Naja. Ich habe mal wieder das Vergnügen Quartier zu machen, diesmal gottlob nicht für die ganze Dir. sondern nur für mein Btl. in dem ich jetzt Adju bin. Was mit uns wird, ist noch nicht bekannt, vorerst jedenfalls sind wir noch nicht im Einsatz. -

Ich bin doch mal gespannt, wie lange die Post geht; im Allgemeinen dauert es immerhin 4 - 6 Wochen (!) Hoffent-

lich hast Du meine Feldpostnummer gefunden - ich hatte sie bestimmt in Deine Tasche gelegt, auf einem großen Zettel aufgeschrieben. - Es wäre ja furchtbar, wenn ich 8 - 12 Wochen auf Post warten müßte. Du, das darfst Du mir nicht antun. (Ich hoffe zwar, in dieser Zeit längst im Lazarett zu liegen!!! -) Die Fahrt hier her war recht gemütlich, ich habe natürlich weitaus die meiste Zeit gepennt, das wirst Du Dir wohl denken können. Verpflegung gab es auch gute und genügend - was verlangte das anspruchslose Herz noch mehr? Außer Dir natürlich! - Klar! - Also mit Urlaub ist nun tatsächlich nichts mehr. Der einzig mögliche Weg geht über H.-V.-Platz und Res.Laz.! Nun, wir wollen das beste hoffen.

Die ganzen Tage, Liebling hab ich schon so ein gräßliches Heimweh; wie so ein kleiner Junge, der zum ersten Mal von daheim weg ist. Es ist schon spät am Tage. Wenn ich jetzt bei Dir wäre, lägen wir schon ganz lieb beisammen, Du mit Deinem lieben Kopf auf meiner Schulter ...

Annelie, liebe, gute Frau, wie lieb hab ich Dich doch. Können sich wohl zwei Menschen mehr lieb haben, als wir beiden? Nein! - Ich darf garnicht an die vergangenen Tage denken. Es war ja so wunderschön! Weißt Du noch: unser Canossa-Gang zum Standesamt! Wie oft bin ich wohl den Weg gelatscht, aber wohl noch nie so glücklich wie am Mittag des 29. Dez. als frisch gebratener Ehemann.

Siehst Du, jetzt sind wir doch ein Zwickspatzhäschenmäuseehepaar geworden! - Nur ein Jammer, das man so wenig von einander hat. Aber wir haben die Flitterwochen noch! Worauf Du Dir verlassen kannst, mein Liebling! - Man gehört ja letzten Endes noch lange nicht zum alten Eisen, nicht wahr! Das wäre ja auch traurig! -

Dauernd werde ich von Meldern gestört; ich denke, in wenigen Stunden wird der Haufen hier sein! - So will ich schließen, liebstes Frauchen.

Hoffentlich hast Du Dich bei der Reise am Montag nicht zu sehr erkältet, hoffentlich bist Du nicht gar krank geworden!

Viele liebe Grüße

und einen ganz wüsten, langen Kuß

Dein Adi.