Andreas van Kann an seine Frau Annelie, 26. Januar 1945

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26. Januar 1945.

Meine liebe Annelie!

Jetzt sind wir mal wieder etwas zur Ruhe gekommen, nachdem wir den Amerikaner etwas gejagt haben. Du wirst gewiß im Wehrmachtsbericht davon gelesen haben. Heute sollen wir nun für ein paar Tage zurück als Reserve - nun, wir haben’s auch ehrlich verdient. Hier klingen die Ortsnamen mal wieder etwas französisch, das ist ein ganz schönes Gefühl, außerdem haben wir ziemliche Beute gemacht; wir leben schon tagelang von amerikanischen Konserven und rauchen USA Zigaretten. Die Burschen müssen prima leben drüben, naja, sonst würden die ja auch keinen Krieg machen.

Leider haut es mit der Postzustellung doch nicht hin, es kommt kaum etwas ran, nun weiß man nicht, was daheim los ist und nichts. Das ist wohl die größte Entbehrung für mich. Ich bin nur mal gespannt, ob Du wenigstens Post von mir bekommst. Du wirst wohl sehr in Sorge sein. Mir geht es trotz allem Rabatz, ich möchte fast sagen: ausgezeichnet. Man hat ja wohl die Ansprüche auf das geringmöchlichste herabgeschraubt - es ist halt Krieg.

Sorge macht mir nur der Osten. Hier wird’s schon klappen, schätze ich - aber der Iwan ist ja schon tief in Ostpreußen und Oberschlesien. Man darf garnicht daran denken, wenn jetzt die ganzen Industriegebiete ausfallen und die Kornkammer Ostpreußen - ich sehe schwarz. Eigentlich haben wir es gut hier. Wir tuen nur unsere Pflicht, brauchen nicht zu denken und haben den festen Glauben, daß es doch wieder gut wird. Es wäre zu schade um unsere schöne Heimat. Was glaubst Du, wie froh ich bin, daß Du links des Rheins wohnst! - Wer weiß wozu es gut war, daß Du nicht fortgegangen bist. -

Wie mag es Dir nun gehen? Es ist ja maßlos traurig, daß nun so garkeine Post geht und kommt. Ich möchte nur mal wissen, wo die so überall hängen bleibt. -

Ich will schließen, Liebste - es ist gerade ein Melder hier, der mir den Brief mit zurücknimmt!

Annelie, bleib mir gesund und behalt mich immer lieb

Dein Adi.