Andreas van Kann an seine Frau Annelie, 27. Januar 1945

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27.1.45.

Meine geliebte Frau!

Ich muß jetzt schon wieder in jedem Brief jammern darüber, daß ich keine Post bekomme. Glaub mir Liebste, es bedrückt mich nichts mehr, als die Ungewißheit um Dich. Gewiß liegt mir das Schicksal meiner Angehörigen auch sehr am Herzen, doch welch gewaltiger Unterschied besteht doch darin zwischen Dir und allen anderen. Du bist eben mein lieber geliebter Mensch, der einfach zu mir gehört, nun laß mich es doch sagen: der mir ganz und gar gehört und mir verschrieben ist. Ist es nicht so meine liebe, gute Annelie. - Wenn ich an die letzten schönen Tage denke, so habe ich fast Sorge, daß ich nicht nett genug zu Dir gewesen bin. Weißt Du, dies fällt mir gewöhnlich hinterher erst ein: ja so hätte man es machen können ... dann hätte sie sich bestimmt noch mehr gefreut ... warum warst Du nicht zärtlicher ... und so fort!

Nun weißt Du auch, daß ich ein langweiliger Flame bin - aber es sitzt tief drinnen in meinem Herzchen. Und das geht auch nie mehr heraus. Vielleicht hat der gute Goethe doch Recht

wenn er sagt:

„Vielleicht wird eine Liebe erst dann zuverlässig, wenn die Leidenschaft verbrannt ist, wenn unsere Illusionen dem klaren Blick für unsere Schwächen gewichen sind, und wenn wir uns gegenseitig lieb haben, so wie wir sind, und weil wir es sind ...“

Nun erschrick bitte nicht, Annelie, so schlimm ist es wiederum nicht; - ein bissel bin ich wohl immer noch auf Toto - gell! - -

Ich komme mit meiner Arbeit - ich möchte sagen ganz prima hin - bin auch jetzt endlich zum Adjutanten ernannt worden. Wenn nun alles klappt, bleibe ich daß für alle Zeiten, zwar ist dann eine Beförderung ziemlich schwer, aber ich lege darauf vorläufig keinen Wert.

Jetzt sind wir etwas zurück in Ruhe, man muß uns mal wieder etwas auffrischen. Leider habe ich jetzt wieder keine Zeit - wo es nicht so sehr schießt, fängt der Papierkrieg an ... Das alte Lied.

Liebling, ich grüße Dich tausendmal und einen lieben Kuß.

Dein Adi.