Ursula Lindemann an Lotti, 6. Mai 1943

Ursula Lindemann

Köln-Marienburg, den 6.V.43
Parkstraße 2

[8.5.43]

Meine liebe Lotti!

Hab vielen Dank für Deine liebe Karte, die ich gestern erhielt, ich habe mich sehr darüber gefreut.

Heute komme ich mit einer Bitte. Sei mir bitte nicht böse, daß ich Dir vorgestern so einen jämmerlichen Brief geschrieben habe, aber ich war an dem Abend in einer sehr trostlosen Stimmung.

Gestern war ich endlich wieder in der Schule. Ich habe zum Glück nicht all zu viel versäumt. Hätte ich Dich da, dann könntest Du mir schön etwas in Physik und Chemie helfen. Sehr viel muß ich in Mathematik noch lernen. Davor graut es mir sehr. In meiner Klasse kam ich mir richtig fremd vor, weil ich so lange

nicht mit ihr zusammen war.

Heute hat Klaus mich von der Schule abgeholt und wir waren dann in der Musik-Hochschule. Es war ein sehr netter Musikabend mit Beethoven, Händel, Schuhmann und Strauß. Eine Sängerin war da, die eine Arie aus Beethovens Fidelio sang. Sie sang ganz entsetzlich und schnitt dazu ein schauerliches Gesicht.

Gestern und heute hat mich mein Blindarm ordentlich geärgert, und folglich muß ich morgen zum Michenfelder. Ich bin recht bedeppert darüber.

Hoffentlich hast Du inzwischen mit Deinen Vorlesungen anfangen können. Habt Ihr Euch schon gut in Heidelberg eingelebt? Ich habe jetzt erfahren wann die Ferien anfangen. Vom 25. Juni bis zum 14. August. Ich freue mich schon sehr, wenn ich Euch besuchen darf. Nun grüße ich Dich und Gisela

herzlichst Deine Ulla.

05k_Kriegseinwirkungen
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