Ursula Lindemann an Lotti, 19. August 1943

Köln, den 19.8.1943

IV

Meine einzige Lotti!

Heute bekam ich Deinen lieben Brief, der mir so viel Liebes und Gutes von Dir brachte, daß ich so richtig fröhlich wurde. Wie freut es mich, daß Du gut in Dresden angekommen bist, und es Dir so gut geht. Hoffentlich wird es mit Deiner neuen Tätigkeit ebenso gehen, daß Du mir nur erfreuliche Dinge davon schreiben kannst. – In der Schubertstraße wohnst Du, dann wird es wohl das Johannstädterkrankenhaus sein, in dem Du arbeitest. Hoffentlich sind auch die Menschen, mit denen Du jetzt zusammenkommst und kennen lernst, freundlich und nett zu Dir, und Du brauchst nicht zu alleine zu sein. Viel denke ich an Dich und versuche mir all Dein Tun und Treiben vorzustellen, aber es will mir nie so recht gelingen. -

Gestern waren Mutti und ich bei Klaus in Röhndorf. Es war entsetzlich heiß und schwül und wir kamen ziemlich aufgelöst an. Leider muß Klaus immer noch viel liegen, und darf noch garnicht ans aufstehen denken. Ich denke es mir schrecklich 2 Monate und noch länger im Krankenhaus fest zu liegen, und bedaure ihn sehr. – Gestern und heute war ich schon mehrmals unter der kalten Dusche, was mich immer sehr an die wunderschöne Zeit in

Schriesheim erinnert.

Heute morgen bin ich um 6 Uhr aufgestanden, und bin 2 Stunden lang spazieren geradelt. Auf der neuen Brücke habe ich den wunderschönen Sonnenaufgang beobachtet und an voriges Jahr gedacht, wie wir beide jeden Morgen daher kamen und uns an dem schönen Anblick erfreuten.

Nun, liebe Lotti, muß ich leider aufhören, da ich mit Mutti zu Schürmann muß. Ich danke Dir nochmals sehr für Deinen lieben Brief und denke immerzu an Dich.

Deine Ulla.