Ursula Lindemann an Lotti, 7. Dezember 1943

Köln, den 7.12.43.

Meine liebe Lotti,

Heute erhielt ich endlich nach langem ungeduldigem Warten Deinen lieben Brief vom 17.11. Leider kann ich Dir nur kurz danken, denn ich liege mal wieder mit einer heftigen Grippe zu Bett. Dies ist ja auch kein Wunder. In meiner Klasse ist die Heizung kapput, dazu regnet es auch noch durch die Decke. Da kannst Du Dir ja vorstellen wie kalt es ist, und wie sehr wir immer frieren.

Über den wirklich sehr schönen Aufsatz zum Beginn der Berliner Philharmonie habe ich mich sehr gefreut und ihn gleich Hans u. Mutti vorgelesen.

Daß Du Abends immer so spät aus Heidelberg kommst, denke ich mir sehr unangenehm, vor allem, da so früh schon Alarm kommen kann.

Ich wünsche Dir nur, daß Du immer vorher Euer Häuschen erreichst. Neuerdings ist ja Nachts auch Voralarm. Allerdings fahren dann die Bahnen doch nicht, aber man weiß wenigstens, daß es nur Störflüge sind, und man kann getrost im Bett liegen bleiben.

Vorige Woche hat uns die Schule sehr geplagt. Jeden Tag gabs eine Arbeit. Es wäre nicht so fieß gewesen, wenn wir Vormittags Unterricht gehabt hätten. Aber Nachmittags ist es immer schon so früh dunkel, und wir haben kein Licht. Da müssen wir halt im Dunklen arbeiten und das ist recht ungemütlich.

Die ganze Zeit singen die beiden Hänschen so süß. Sie vertragen sich überhaupt sehr gut und sind zu niedlich zusammen.

Hoffentlich geht es Dir, liebe Lotti, gut und Deine Erkältung ist wieder auskuriert. Grüße mir bitte Deine Mutter und Gisela recht herzlich.

Dir viele, liebe Grüße von

Deiner Ulla.