Ursula Lindemann an Lotti, 2./3. Januar 1945

[Der Beginn des Briefes fehlt.]

gehalten. Hoffentlich gelingt es mir weiter, die furchtbare Glut zu löschen, damit d. Decken nicht einstürzen. Das Wasser rinnt d. Kellerwände herunter und d. Decken sind glühend heiß. Es ist beinahe unmöglich sich im Keller aufzuhalten. Aber es bleibt uns nichts anderes übrig. Heute Mittag habe ich über 3 Stunden in Bayenthal für Essen angestanden. Total geschädigte bekommen dort ohne Marken. Dazwischen hab ich 2 x im Bunker gesessen. Man wird allmählich so durchgedreht u. aufgeregt. Bei Dr. Faßbinder können wir augenblickl. nicht unterkommen, denn das ganze Haus steht unter Wasser, daß völlig vereist ist. Es ist ja so kalt. Es ist wirkl. schlimm im harten Winter total geschädigt zu sein. Aber

es trifft ja so viele, ach wir dürfen nicht verzagen, wenn sich auch alles uns entgegenstellt. – Ich kann nicht mehr schreiben, es ist so arg kalt und ich bin sterbensmüde.
Liebe, liebe Lotti
Deine Ulla.
Meine liebe Lotti! 3.1.45.
Heute war wieder ein Angriff. Zum Glück war es weiter weg, aber Angst hatten wir doch wieder. Heute ist es draußen plötzlich ganz warm. Es taut furchtbar und regnet ununterbrochen. Unsere geretteten Möbel werden alle naß. Es ist zum verzweifeln. – Ich war vorhin in d. Ortsgruppe am Schillingsrotterplatz. Auf diesem Weg hab ich erst gesehen, was alles in Marienburg passiert ist. Es

hat furchtbar gehaust. D. Angriff galt ja auch nur Rodenkirchen, Marienburg, Bayenth. Deuz u. Kalk. -
Wir sind den ganzen Tag am schuften, aber es sieht alles so hoffnungslos aus. Bald ist es wirkl. nicht mehr zu ertragen. Ich sitze hier in Eurem ehemaligen Keller auf einer Kiste

ein winziges Kerzenstümpchen spendet Licht u. schreibe so an Dich.
Einmal möchte ich wieder bei Dir sein. Ich könnte es mir garnicht vorstellen. Es liegt ja alles so weit in d. Ferne, so grenzenlos weit. Leb nun wohl liebe Lotti.
D. Ulla.