Robert Weichelt an seine Schwester Christa Lehmacher, 11. Juni 1939

11./6.1939

Liebe Christa!

Wenn Dir Dein nunmehr beschrittener Weg ungewöhnlich erscheint, so stand Dir der andere, also der mündliche Weg jeden Tag zur Verfügung; denn mir ist es nicht bewusst, dass ich Dir aus dem Weg gegangen bin. (Wüsste ich keinen Grund dafür!) Mir ist nur bekannt, dass mir am Donnerstag, den 1.6.39 meine Mutter mitteilte, dass Du am 2.6.39 heiraten würdest. Daraufhin habe ich bis zum 2.6.39 um 9 h gewartet, immer in der Erwartung, dasselbe von Dir zu erfahren und zur Hochzeit eingeladen zu werden. Aber Du sahst, wie ich am 2./6.39 um ½ 9 h mir Decke, Bücher u.s.w. einpackte, ohne dass Du ein Wort sagtest.

Wenn Du auch nachher über 1 Woche gebrauchtest, um wenigstens den Anstand zu wahren, dass heisst, um Dich bei mir zu bedanken, so kann auch mir das gleichgültig sein. Erwähnen möchte ich nur, dass ich mir die Hochzeit meiner Schwester anderst für sie, als auch für mich mir vorgestellt habe. Im übrigen werde ich Köln am 18.-19./6.39 wohl verlassen und damit jede weitere Diskusion überflüssig zu sein.

Dir ebenfalls alles Gute wünschend grüsst Robert