Christa Lehmacher an ihren Bruder Robert Weichelt, 4. August 1940

Köln, den 4.8.1940

Lieber Robert!

Deine Briefe erhielt ich. Leider war es mir nicht möglich, sie sofort zu beantworten. Die Kleine war leider krank und da kanst Du dir denken, dass es mir nicht in den Sinn kam, meine Briefschilden zu erledigen. Nun habe ich aber in den letzten Tagen das für Dich erledigt, was Du gerne erledigt haben wolltest. Ich habe vom Schneider Deinen Smoking und die dazugehörige Weste abgeholt. Dann bin ich bei Bongartz gewesen und habe mal nach Stoff gefragt. Er hatte überhaupt keinen da. Weder einen anständigen schwarzen noch einen gestreiften. Ausserdem muss man da Punktbons für haben. Das geht nicht einfach mehr auf Punkte. Wollstoff bekommt nur noch der Schneider und der muss auf seinen Handwerkerschein die Stoffe holen. Das ist natürlich sehr umständig. Ich hätte aber trotzdem für Dich das besorgt, wenn die Möglichkeit bestanden hätte. Sie hatten aber tatsächlich nichts da – Nun sagte sie mir, ich solle doch in etwa 14 Tage noch einmal anfragen. Das will ich dann aber auch tu. Es tut mir ja sehr leid, dass ich Dir Deinen Wunsch nicht erfüllen kann, aber es ist ja nun leider nicht zu ändern.

Nun habe ich gestern den Kofferapparat auf die Bahn gebracht. Eingewickelt ist er in die Smokingjacke. Die Tröte ist mit der Weste verstopft. Den Schlüssel schicke ich Dir anbei mit. Aber ich habe die grosse Bitte an Dich, sei sehr vorsichtig, dass mit dem Apparat nichts passiert. Günther wäre sonst sehr böse. Er wollte zuerst nicht, dass ich den Apparat schickte, denn er sagte, dass er unterwegs zuviel leiden würde. Das stimmt ja auch. Ich war ja auch dafür, dass Du den Apparat lieber mitnehmen solltest. Was willst Du da eigentlich mit? Du kannst den doch nicht auf grosse Fahrt mitnehmen. Dazu ist das Biest viel zu schwer. Es ist ein Wagnis, den Apparat in der heutigen Zeit weg zu schicken. Na, hoffentlich geht alles gut. Ich wäre ja auch untröstlich, wenn dem Ding was passierte. Denn letzten Endes ist das das erste Geschenk Günthers. Also sei bitte vorsichtig. Und wielange gedenkst Du ihn dazubehalten?

Anbei den Grammophonschlüssel

Günther ist vorgestern vom Militär entlassen worden. Ich freue mich risig, dass ich meinen Pappi wieder bei mir habe. Es ist doch keine Sache, wenn man alleine zu Hause herumsitzt. Er bemüht sich jetzt um eine neue Stelle. Das wird ja wohl hoffentlich jetzt auch klappen.

Was sagst Du zu unserer Kriegslist mit Mutter. Haben wir das nicht fein ausgeklüngelt. Sie hat gar keinen Begriff mehr dafür, dass das Unrecht von ihr war.

Na, für heute will ich schliessen. Also, lass es Dir gut gehen und viel Spass bei Deiner Fahrt ins Blaue.

Nun will ich schliessen. Ich wünsche Dir alles Gute und viel Freude. Herzliche Grüße
Deine Christa

Ich bekomme von Dir Geld und zwar:

Partei             1.80
Straßenbahn   -.50
Telefon         -,20
                    2.50

Kannst Du mir das bald schicken? Bitte ja!