Christa Lehmacher an ihren Bruder Robert Weichelt, 3. Dezember 1941

Köln, den 3. Dezember 41

Lieber Bruder!

Deinen letzten Brief mit dem Scheck habe ich erhalten. Vielen Dank. Ich habe nun gestern für Dich eine Rechnung bekommen über RM 16.-- Ich werde sie heute oder morgen bezahlen. Sie ist für den Koffer von Köln nach Graz.

Von Mutter haben wir seit etwa 8 Tagen gar keine Nachricht mehr bekommen. Wir haben vorige Woche beide mit schwerer Grippe im Bett gelegen und haben darum nicht zeitig genug zu ihrem Geburtstag gratulieren können. Das heisst, wir haben telegraphiert und ich habe einen Tag vor ihrem Geburtstage einen Brief geschrieben, den sie also am nächsten Tag gehabt haben muss. Ich fange langsam an, mir grosse Sorgen zu machen. Es wird doch da unten wohl nichts mit meinem Kind los sein. Denn wie ich Mutter kenne, würde sie mir alles andere, aber nicht die Wahrheit schreiben.

Mit Weihnachten wird das ja nun immer schlimmer. Ich glaube kaum, dass wir fahren können. Irmgard hat heute um Urlaub gebeten. Ich habe aber noch nicht mit ihr gesprochen. Ausserdem aber glaube ich bekommen wir die Genehmigung von der Eisenbahn gar nicht. Du wirst ja vielleicht gelesen haben, wie streng das jetzt gehandhabt wird. Na, ich will nachher erst einmal mit der Irmgard sprechen.

Und nun für heute Schluss. Sobald ich etwas Neues weiss, werde ich Dir schreiben. Aber wenn Du mir den Wermut schicken könntest, wäre ich Dir sehr dankbar.

Herzliche Grüsse und alles Gute
Deine Christa

Bekommst Du eigentlich Urlaub zu Weihnachten. Ich glaube, es gibt dieses Jahr überhaupt noch gar nicht. Ich habe so etwas gehört.