Christa Lehmacher an ihren Bruder Robert Weichelt, 3. Oktober 1942

Köln, den 3.X.42

Lieber Robert!

Für Deinen Brief aus Graz meinen besten Dank. Über den kleinen Hasen hat die Uta sich sehr gefreut. Die vielen Äpfel haben wir mit großer Wonne verspeist. Es tat uns mal wieder gut, Obst essen zu können. Vor einigen Tagen haben wir nun aus Graz noch Pflaumen bekommen. Wir waren sehr erfreut, denn hier haben wir nicht 1 Pfd. bekommen können. Also haben wir uns die mit Wonne einverleibt. –

Von hier ist ja nun nicht viel Neues zu berichten. Von Irmgard wirst Du ja wohl selbst hören oder schon gehört haben. Sie verläßt uns nun in etwa 14 Tagen, um in ihren neuen Wirkungskreis nach Goslar zu gehen. Ich wünsche ihr jedenfalls viel Glück und Erfolg. – Mutter geht es langsam wieder besser. Sie geht zwar noch jeden Tag zum Massieren. Aber sie hat schon wieder Spass am Kino. Solange sie nicht dahin zu kriegen war, trotz aller Verlockungen, habe ich mir große

Wie geht es nun bei Euch? Habt Ihr Euch gut erholt? Mir geht es besser. Kann aber immer noch schlecht laufen. Die Masseuse meinte, das würde

wohl noch ein halbes Jahr dauern, dafür wären die Gewebe zu sehr gerissen gewesen.

Nun herzlichen Gruß und Kuß sendet Euch Eure tr. Mutter, Irmgard ist mit Tante Betty verreist.

Sorgen um sie gemacht. Aber jetzt läuft sie wieder munter und fidel rum, sogar ins Theater, Kino natürlich auch. Also, geht es ihr bedeutend besser. Utalein geht nun schon seit 6 Wochen in den „Kinogarten“. Es gefällt ihr außerordentlich gut da. Nun nehme ich sie aber raus und tue sie während der Zeit meiner Abwesenheit in ein Kinderheim. Dort bleibt sie dann. Ich hoffe, daß sie sich gut einlebt. Die Kindergärtnerin empfahl es mir sehr, da Uta ein kleiner Außenseiter wäre. Sie hat zwar Kinder sehr gerne, spielt aber mehr für sich alleine. Ich hoffe nun, daß das Ausschalten von Erwachsenen, nur den ganzen Tag unter Kindern guten Erfolg haben wird.

So, nun will ich schließen. Hoffentlich geht es Euch noch gut!

Viele Grüße und nochmals besten Dank auch im Namen Utas
Christa

Viele Grüße und vielen vielen Dank sendet Euch Eure
kleine Uta

Liebe Kinder. Irmgard und ich hatten Euch ja einen Brief geschrieben an die Berliner Adr. Pestalozistr. 103. Die Briefe kamen beide zurück

mit dem Vermerk Adr. nicht zu finden. Nun hat Irmgard die Briefe nochmals

an Eure Adr. geschickt. Hoffentlich kommen sie nun bei Euch an. Hier haben wir das herrlichste Wetter. Der Tommy war lange nicht hier.