Freund Heini an Horst Schmitt, 12. August 1942

Hemden den 12.VIII.42.

Lieber Horst!

Aus dem Erntedienst sende ich Dir die besten Grüsse. Entschuldige bitte, dass Du solange von mir nichts gehört hast. Wir hatten in der letzten Zeit so viel Arbeit, dass ich wenig Zeit zum Schreiben hatte. Der Roggen ist ganz gemäht und zum Teil eingeholt. Ich sage, da kann man schwitzen. Ein anderer Grund meines langen Schweigens ist der, dass ich nämlich dieselbe Eigenschaft besitze wie Du: „Die Schreibfaulheit“.

Sonst alles beim Alten. Wenn der Roggen eingeholt ist, wird der Hafer gemäht. Das bringt wieder viel Arbeit. Und am Ende der Ferien geht das „richtige Arbeiten“ erst einmal los. Dann geht es ab nach Haltern ins Wehrertüchtigungslager. Die SS Männer werden uns dort sicher noch manche „Freude“ bereiten. Ich sage mir immer: „Zur Abwechslung auch mal garnicht verkehrt.“!

Und wann gedenkst Du wieder daheim zu sein? Ich traf Deinen Bruder Helmut vor einiger Zeit, der mir sagte, Du seist in 14 Tagen wieder zu Hause. Da er mir aber einen feinen aufgebunden. Neulich traf ich Frau Wilk und brachte mir die Kunde, dass es Hans ganz gut gehe und dass er sich für 4 Wochen länger verpflichtet hätte. Er hat mir bis jetzt noch nicht geschrieben. Hast Du schon Post von ihm erhalten? Seiner „angeblichen Thea“ wird er ja wohl fleissig geschrieben haben. Und was mir da jetzt einfällt. Und was macht Teutonenstrasse? Alles in Ordnung? Klappt alles? Wenn ja, dann ist ja alles prima. Viel Glück!!! Der Tommy kommt auch noch oft. Eine ganz grosse Schweinerei. Man bliebe am liebsten liegen, aber man ist doch vorsichtig geworden. Ihr werdet sicher in Eurer Nachtruhe nicht gestört?

Und nun für heute Schluss. Es geht jetzt in die Falle.

Es grüsst Dich noch einmal recht herzlich Dein Freund