Vater Schmitt an Sohn Horst, 12. Juli 1943

Bocholt, den 12. Juli 1943.

Lieber Horst!

Heute, genau 5 Wochen nach Deiner Abreise, muß ich wieder mal an Dich schreiben. Eigentlich wärest Du ja längst mal wieder dran gewesen; denn eine Karte (von München) und ein Brief (unter Unterwössen) ist doch eigentlich reichlich wenig in fünf Wochen. Oder meinst Du das nicht auch? Ich kann mir das kaum erklären, daß Du so schreibfaul bist. Du brauchst ja nicht immer seitenlange Briefe zu schreiben. Ich habe Dir doch gesagt, dass ein Kärtchen mit der Mitteilung, daß noch alles im Lot ist, genügt. Wenn man aber wochenlang nichts hört, dann kann man das einfach nicht verstehen. Oder hast Du vielleicht geschrieben, und die Post ist hier nicht angekommen? Das ist allerdings auch möglich, da das in letzter Zeit oft vorgekommen ist, denn bei den Bombardierungen in Köln, Ruhrgebiet usw. ist auch manche Post in die Binsen gegangen. Jedenfalls ist es in einer solchen Zeit angebracht, öfter zu schreiben, damit man, wenn mal ein Brief oder eine Karte verloren geht, nicht so lange warten muß. Also bessere Dich und laß mal schleunigst etwas von Dir hören.

Hier ist sonst noch alles beim Alten. Rudolf war 16 Tage in Urlaub. Seine Mutter hat in wieder weg gebracht und ist dann 8 Tage in Hanau geblieben. Am vergangenen Freitag sind Vater und Mutter Looks wieder zu ihm gefahren, da er augenblicklich zum Funker ausgebildet wird und deshalb wohl noch einige Wochen in Hanau bleibt. Jochen scheint mittlerweile ausgerückt zu sein, vermutlich nach dem sonnigen Süden, um die Amerikaner mit verdreschen zu helfen. Am vergangenen Freitag haben die Eheleute Kraatz Silberhochzeit gefeiert. Wir waren bis um 24 ½ Uhr da. Anschließend war harmloser Alarm, sodaß wir bis 2 Uhr ausbleiben mußten. In den letzten Nächten hat uns der Tommy wieder in Ruhe gelassen. Vermutlich ist er auf Sizilien zu sehr beschäftigt.

Denkst Du auch dran, gelegentlich mal meinen Onkel Georg Preusser in Rosenheim, den Bruder der Oma aus Hersel, zu besuchen? Er wird sich gewiß freuen, einmal einen Vertreter der Sippe Schmitt aus dem Rheinland leibhaftig begrüßen zu können. Also denke mal dran, wenn Du Gelegenheit hast, einen Abstecher nach Rosenheim zu machen. So sei denn für heute recht herzlich gegrüßt von uns allen, besonders von

Deinem Vater.

Herzlichen Gruß auch von mir und bessere Dich und möglichst bald.

Heinz aus Godesberg ist 4 Wochen in Urlaub gewesen. Mutter.