Freund Rudolf an Horst Schmitt, 11. Januar 1944

O. U., den 11.1.44

Mein lieber Horst!

Aus weiter Ferne sende ich Dir die allerbesten Grüße mit denen ich die schönsten Glückwünsche für ein erfolgreiches, neues Jahr 1944, das uns den Sieg näherbringen möge, verbinde!

Ich hoffe, daß es Dir gut geht, daß Du gesund, zufrieden und bester Laune bist. Wie meine lb. Mutter mir mitteilt, sollst Du bald als LWH entlassen werden. Hoffentlich besteht dann Gelegenheit, auf dem Bann noch Beschäftigung zu finden, bis Du dann auch einrückst. Deinen Eltern, wie auch Helmut wünsche ich ebenfalls das Beste! Grüße sie doch recht herzlich von mir! Mit größter Genugtuung habe ich die Feststellung meiner Eltern, daß zwischen Ihnen und den Deinen sich eine herzliche Freundschaft anbahnt, die in gelegentlichen Zusammenkünften ihren Ausdruck findet, aufgenommen! Ich bin überzeugt, daß Du meine Meinung teilst.

Mir selbst geht es leidlich gut. Ich liege auf dem Revier und bin mit einigen anderen Kameraden isoliert. Des Di.-Verdachtes wegen ist über uns die Quarantäne verhängt worden. Unsre kleine, gemütliche Stube, auf der ich mit zwei anderen Kameraden liege ist ein „Paradies der Junggesellen“. Daß wir natürlich etwas mehr Zeit zum Schreiben als sonst haben, versteht sich. Dieser Tatsache verdankt auch dieser Brief seinen Ursprung. Außerdem betätige ich mich nach langer Zeit wieder zeichnerisch.

Daß mein Vetter Josef Hüls im Osten von dem Feinde geblieben ist, wird Dir mittlerweile bekannt sein. Er folgte unserem Onkel Erich Klein, Lt. und Kp.-Chef, der vor mehr als 3 Monaten im Osten sein Leben für seine Idee ließ. Daß dieser erneute Verlust eines Lieben für mich sehr schmerzlich ist, brauche ich wohl kaum zu erwähnen.

Etwas anderes! Mein früherer Busenfreund Ed Lhota ist im Osten R.O.B. geworden und tut als Uffz. Lhota seinen Dienst. Nach langer Zeit hat er mir wieder einmal geschrieben. Ein alter, treuer Kerl!

„Mein Heinrich“ hat mir auch vor längerer Zeit geschrieben. Ich glaube, der Junge hat Mädchen gegenüber Hemmungen. Er glaubt mir mitteilen zu müssen, daß sein Verhältnis zu der vielgenannten Erna ausschließlich das einer harmlosen Kameradschaft bleiben werde. Meine „Vorschläge“ seiner Zeit muß er wohl in den Wind geschlagen haben. Ich lächele („leise weinend“) und denke mir meinen Teil. Ich glaube, unser Amigo hat eine strategische Niederlage erlitten, die ihn von weiteren Operationen Abstand nehmen läßt.

Wie ist es, wenn ich einmal bescheiden anfragen darf (in freundschaftl. Interesse) um das Herz meines roten Bruders bestellt? Klappt die Sache mit Deiner kleinen Nürnbergerin? Ich hoffe, daß das „Unternehmen Bobby“ für Dich eine durchschlagender operativer Erfolg bedeutet!

Als Dein Vertrauter glaube ich auch Dir anvertrauen zu müssen, daß Don Giovanni (C’est moi!) wieder Junggeselle ist. Näheres darüber im Urlaub. Silere aurum est! Auch dieses Mal lag die Initiative wieder auf meiner Seite!

Hoffentlich ist bald die Quarantäne aufgehoben und der Tag da, da ich den „schönsten aller Scheine“ in meinen Händen halte! Ich würde es durchaus begrüßen, wenn Du dann wieder zu Hause bist! Das wird dann ein Fest werden.

Natürlich wird unser Herr Dr. med. vet. auch teilnehmen müssen.

Meine Pimpfe haben mir zu Weihnachten auch geschrieben; mit Ausnahme von Franz Rennecker[?], der schon seit längerer Zeit nicht mehr unter dieser irdischen Sonne weilt, haben alle sie, meine alten Getreuen unterzeichnet. Ich war sehr gerührt.

Allmählich muß ich jedoch daran denken, meinem Briefe ein Ende zu setzen und Dir mit dem Versprechen, recht bald wieder etwas von mir hören zu lassen, A dios zu sagen. Verzeih bitte Fehler, Schrift und Stil und schreibe recht bald! In alter, nie rostender Freundschaft und Treue

Dein Rudolf

Heil und Sieg!