Helmut Schmitt an Bruder Horst, 7. Mai 1944

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Kukes, den 7.V.44.

Lieber Horst.

Ich möchte Dir nun zuerst für dein kleines 100 gr Päckchen danken, was Du mir geschickt haßt. Es ist hier wohlbehalten angekommen. Für dieses Paket aus Orbayern schicke ich Dir auch eins aus Kukes. Feigen werden darin sein. Nun will ich Deinen Gruß, der in dem Paket war, beantworten. Das es mir gut geht ist ganz klar. Nun will ich Dir mal erzählen, was ich in dieser Woche getan habe. Am vorigen Sonntag habe ich genau so viel getan wie heute, d. h. überhaupt garnichts. Am Montag sollte bei uns wieder die friedensmäßige Ausbildung beginnen. Da kam aber morgens um 10 Uhr Alarmstufe 1. Alles mußte sich sofort fertigmachen und Munition und Verpflegung empfangen für 3 Tage. Das Mittagessen konnten wir um 12 Uhr noch empfangen. Um 1 Uhr fuhr 1 Zug nach Prizren herunter, 1 Zug nach Santa Maria, d. hz. die Straße nach Skutari. Also nach alle

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Himmelsrichtungen sind sie ausgeflogen. Nach Santa Maria bin ich hingefahren. Dort hatten wir einen Lenz wie noch nie. Gegen ½ 3 Uhr kamen wir dort an, und schlugen sofort unsere Zelte auf. Ich habe in den 3 Tagen 1 mal am Tage und 2 mal in der Nacht Wache gehabt. Es war ganz tadellos. Am 1. Mittag haben wir Schildkröten Suppe gespeist. Diese laufen hier unzählig herum. Ebenfalls haben wir gegen Abend 9 Schlangen erschossen. Einige waren über 1 m lang. Also hier gibt es alles. Die Frühling ist jetzt seit 1 Woche mit voller Kraft bei uns eingezogen. Die Feigen- Pfirsisch- Kirsch- Apfel- und Pflaumenbäume stehen in voller blühlte. Die 3 Tage waren regelrechte Erholung. Am Mittwochabend gegen 2 Uhr nachts wurden wir von einem LKW abgehohlt und nach Kukes zurückgebracht. Am Donnerstagmorgen haben wir dann gründlich die Waffen gereinigt. Am Nachmittag sind wir zur Kampfbahn gegangen und haben Laufgräben ausgehoben. Ebenfalls am Frei-

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tag und Samstag. Natürlich haben wir uns da nicht totgearbeitet. Das dürfte ja klar sein. Heute am Sonntag hat man mal wieder Zeit zu schreiben. Den Eltern habe ich gerade auch geschrieben. Schreibe mir in Deinem nächsten Brief mal etwas über Deine KLV-Läger, und wie die Gegend bei Euch ist. Unsere Kompanie bekommt auch jetzt bald Platzkarten für den Urlaub. Als R.O.B. bin ich jetzt auch von unserem Spieß aufgeschrieben worden. Ebenfalls noch 3 andere Kameraden aus der Kompanie. Die Engländer haben uns hier auch schon häufig besucht. Nun möchte zu einem Schluß kommen. Also für heute dem lieben Brüderlein viele Grüße von Deinem Bruder

Unser Lager

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Fluß