Vater und Mutter Schmitt an Sohn Horst, 5. August 1944

Nr. 5.

Bocholt, den 5.8.44.

Lieber Horst!

Da wir seit Deinem Brief vom 21.7. nichts mehr von Dir erhalten haben und Du vermutlich wenig Zeit zum schreiben hast, sollst Du von uns noch mal etwas hören. Meinen Brief Nr. 3 vom 26.7. und meine Karte Nr. 4 vom 30.7. wirst Du inzwischen wohl erhalten haben. Hier ereignet sich übrigens so wenig Neues, daß man kaum weiß, was man schreiben soll. Es wird Dich interessieren, daß Paul Vennemann, der ja seinerzeit meinte, er würde erst zum 1.10. eingezogen, bereits am Tage nach Dir abreisen mußte, und zwar nach Stralsund, wie Mutter dieser Tage von Frau Vennemann erfuhr. Gestern kam auf dem Sprechtag in Ahaus ein Kohlenhändler Steverding aus Stadtlohn zu mir wegen seines Sohnes, der jetzt von Klasse 3 der Oberschule abgegangen ist. Als wir so ins Gespräch kamen, vernahm ich, daß ein älterer Sohn des Herrn Steverding mit Dir zusammen Luftwaffenhelfer an der Schleuse war und auch die gleiche Feldpostnummer hat wie Du, allerdings hat er hinter der Nummer 19 757 statt B den Buchstaben A; er ist Meldefunker beim Stab. Jedenfalls dürfte er nicht weit von Dir liegen. Übrigens habe ich bei der Gelegenheit erfahren, daß ihr wohl bei Belvig liegt, das an einem Fjord der Westküste Jütlands liegt. Ich habe es auf der Karte entdeckt und kann mir nun ein Bild davon machen, wo Ihr Euren Wigwam aufgeschlagen habt. Dieser Steverding ist übrigens am 28.6. eingezogen worden, und zwar ebenfalls nach Osnabrück, von wo er auch nach acht Tagen nach Dänemark ausgerückt ist. Vater Steverding meinte auch, daß Ihr es dort in Punkto Verpflegung gut angetroffen hättet. Eine Ansicht, die ja allgemein über Dänemark herrscht und ja auch gut begründet ist.

Übrigens erhielten wir den letzten Brief von Helmut am vergangenen Dienstag (1. August). Er stammte vom 20.7. und war aus Skutari, wo er ja, wie wir Dir schon mitteilten, in Zahnbehandlung war. Von Skutari sollte er am 17.7. einen Abstecher nach der Ismy-Mündung machen, etwas südlicher als Skutari, wo er dienstlich zu tun hatte. Als er jedoch am 17. wieder zum Zahnarzt kam, erklärte ihm dieser, daß er am 20. nochmals zur Behandlung kommen müsse. Wie der sich da gefreut hat, daß er noch einige Tage sich in der schönen Stadt Skutari aufhalten und vor allem die „dicken Portionen“ im dortigen Urlauberheim genießen konnte! Auf der Rückreise von der Ismy-Mündung mußte er sich wieder beim Zahnarzt vorstellen, und zwar am 27.7. Und dann geht es wieder zurück zum Stützpunkt Podgaritza in Montenegro, wo er zur Abwechslung mal wieder gelandet ist. Jedenfalls ging es ihm immer noch gut, wie er uns schrieb. Und das ist ja die Hauptsache.

Na, lieber Großer, Du wirst Dich ja inzwischen ebenso wie Heinz dort eingelebt haben und die größten Unannehmlichkeiten allmählich überwunden haben. Hoffentlich hast Du inzwischen all die Post, die wir an Deine alte Nummer 03586 E gesandt hatten (darunter auch Post von Tegernsee sowie einen Brief von Clemens Drees) inzwischen erhalten. Ebenso wie das Geld. Wir haben nämlich je 14 Mk. an Deine alte und an Deine neue Adresse geschickt. Heute fügen wir einen Brief von Rudolf bei, den er nach hier gesandt hat. Seine Eltern sind übrigens am 3.8. auf 14 Tage in Ferien gefahren, und zwar nach Kufstein in Bayern. Wir haben am Abend vorher noch gemeinsam einen auf die Lampe gegossen und bei dieser Gelegenheit auch von unseren Jungens gesprochen, die sich in der Welt herumtreiben. Daß es uns beiden gut geht, ist ja selbstverständlich. In diesem Sinne herzliche Grüße

von Vater und Mutter.

Auch herzliche Grüße an Heinz.

Auch ich hänge mich mit einem Gruß an. Der Große brauchte nicht so faul im schreiben zu sein. Was meint Horst dazu???

Herzlichen Gruß an Dich u. Heinz Deine Mutter.