Horst Schmitt an seine Eltern, 14. September 1944

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Dänemark, 14.9.44.

Liebe Eltern!

Ihr habt schon ganz recht, wenn Ihr sagt, es wird Zeit, daß der „Lümmel“ mal wieder schreibt. Ich bin aber in den letzten Tagen beim besten Willen nicht dazu gekommen. Und das hat schon einen für mich sehr schönen Grund: unsere R.O.B.-Ausbildung hat nämlich begonnen. Was haben wir da Glück gehabt! Den ganzen Ausbildungsstoff haben wir schon durchgeackert. Auf Grund unserer „überragenden Geistesverfassung“ haben wir dieses geschafft. Schwer war das nicht; denn letzten Endes ist ja die ganze Ausbildungsvorschrift für „Überkluge“ aufgebaut. Jeder soll ja Soldat sein! Am vergangenen Montag hatte sich sogar der Abteilungskommandeur um uns bemüht. Jeden Mittwoch erhalten wir Offiziersunterricht. Ferner haben wir jetzt täglich Rechnerausbildung. Artilleristik wird hier mit Eimern gesoffen! Weiterhin haben wir jetzt auch – und das ist ja die Hauptsache – Reitausbildung. Hoch zu Roß werden Erinnerungen an Tempelmann ausgetauscht. Heinz und ich sind schon nach der guten Seite hin aufgefallen. Auch Funken und Fernsprechen wird ab morgen gelehrt. An Vielseitigkeit läßt die Ausbildung nicht zu

zu wünschen übrig. Auch unsere Ausbildung soll in nächster Zeit nicht mehr in der Batterie erfolgen sondern im Stab, was dann den Vorteil hat, daß wir nicht mehr in Bunkern leben, wo es beim Regen durchregnet, sondern in Baracken. Das wäre die Erfüllung unseres sehnlichsten Wunsches. Kommt noch dazu, daß der größte Teil des Unterrichtes von Offizieren durchgeführt wird. Wir haben jetzt wenigstens ein Ziel vor Augen.

In diesem Briefe lege ich auch die ersten Bilder von meiner Soldatenzeit bei. Ihr könnt darauf unsere Geschütze, Vorgesetzten und uns selbst sehen. Verwahrt mir bitte diese Bilder. Es werden noch mehr folgen. Sind schon Päckchen von mir dort eingelaufen. Benachrichtigt mich sofort. Vor einigen Tagen habe ich auch das erste Betreuungsmaterial von der Universität erhalten. Es waren einige Vorträge. Jetzt wird es hier schon kälter. Deshalb haben wir hier ab und zu den Ofen an. Ihr glaubt garnicht, wie schnell man hier zum ausgewachsenen Küchenbulle wird: Eierkuchen, Pudding, Kakao, und manches andere wird zubereitet. Schade, daß ich Euch nichts davon mitgeben kann. So nun Schluß. Es grüßt Euch herzlich

Euer Ältester.