Horst Schmitt an seine Eltern, 22. Oktober 1944

Dänemark, 22.10.44.

Meine Lieben!

Gerade habe ich im Gedenken von Vaters 51. Geburtstag, an den ich leider nicht gedacht hatte, 1 Liter Schlagsahne mit einem zünftigen Honigkuchen verzehrt. Wenn ich auch nicht am Geburtstag an Vaters besonders gedacht habe, so sind die Wünsche, die ich mit diesem Briefe zu Euch schicke, trotzdem so herzlich, als wenn ich bei Euch gewesen wäre. Ich hoffe, in spätestens 14 Tage diese Segenswünsche noch persönlich anbringen zu können! Nach neuesten Meldungen bricht nämlich heute unsere letzte Woche hier in Dänemark an. Wohl noch in dieser Woche wird uns eine mehrtägige Fahrt nach Osnabrück, unserem Ausgangspunkt, zurückbringen. Aus ganz sicherer Quelle haben wir nun auch eine Bestätigung des Gerüchtes über unser weiteres Militärleben erhalten. Der Vater eines Stubenkameraden nämlich ist Standortarzt von Osnabrück. Zu diesem ist vor kurzer Zeit unser Regimentskommandeur in Behandlung gegangen. Daher hat sich nun der Vater selbstverständlich über den weiteren Verlauf der militärischen Ausbildung seines Sohnes erkundigt und erfahren, daß wir einige Zeit in Osnabrück bleiben

und dann zu 2 Lehrgängen in die Nähe von Nürnberg kommen. Der erste Lehrgang ist ein R.O.B.-Lehrgang und der zweite ein Uffz.-Lehrgang. Es besteht also die Möglichkeit, daß Euer Ältester bei einigem Glück im März die Uffz.-Tressen trägt. Nach dem Verlauf der Dinge kann das auch weiter garnicht schaden. Die älteren Obergefreiten, die alle im Osten waren, haben uns manches über die Frontbewährung der R.O.B. erzählt. Diese werden in den 3 Monaten auf den Platz in der Batterie gestellt. Sie werden also mal Rechner, Geschützführer, Kammer-Uffz., B.-Stellen-Uffz. und was es sonst noch gibt. Sind die drei Monate gut überstanden ist der Weg zum Leutnant nicht mehr weit. Geht alles planmäßig, so habe ich das Patent in der Tasche, ehe noch mal das Laub von den Bäumen fällt. Augenblicklich sind wir aber noch Kanonier A.... und warten auf unsere erste militärische Beförderung in dieser Woche zum R.O.B. Als „gewöhnlicher“ Kanonier werdet Ihr mich also garnicht sehen, sondern gleich als etwas „Besonderes“. Ich wünsche mir nur, wenigstens von Osnabrück aus Kurzurlaub zu bekommen. Dann kann ich mich schon mal in meiner „neuen Würde“ vorstellen. Selbstverständlich bekommen wir vor unserer Frontbewährung noch den Einsatzurlaub.

Mit diesen Hoffnungen grüßt Euch herzlich

Euer Ältester.