Vater und Mutter Schmitt an Sohn Horst, 31. Oktober 1944

Soldat
Horst Schmitt
F.No. 19757 B
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Absender: H. Schmitt,
21 Bocholt i. Westf.,
Nordallee 4

Nr. 20.

Bocholt, 31.10.1944.

Lieber Horst!

Herzlichen Dank für Deinen Brief vom 15.10., in dem Du Euere Unterkunft so eingehend und anschaulich schilderst. Die Hauptsache ist, dass man sich wohl oder übel an alles gewöhnen kann. Auch diese Zeit geht vorüber, und dann kann man sich wieder an den Segnungen der Kultur erfreuen. Mittlerweile wird wohl die Besichtigung endlich stattgefunden haben, und hoffentlich erreicht Dich dieser Brief – nicht mehr dort oben in Jütland. Das ist auch der Grund, warum man nicht rechte Lust zum schreiben hat; denn man weiß nie, ob der Brief überhaupt noch ankommt, da der, der ihn haben soll, mittlerweile sich irgendwo anders herumtreibt. Nun, die Hauptsache ist, daß hier noch alles beim Alten ist und es uns beiden nach wie vor gut geht. Von Helmut haben wir seit dem 10.9. nichts mehr gehört, allerdings war der Brief 6 Wochen unterwegs!! Auch das ist bei den Verhältnissen dort unten auf dem Balkan nicht besonders verwunderlich. Andere, die dort unten liegen, haben ebenso lange und noch länger nichts mehr von sich hören lassen. Man muss sich eben gedulden. Am Sonntag vor 8 Tagen waren Werner und Clemens Drees bei uns. Werner hatte einige Tage Urlaub und kam dann zum Kursus in die Senne. Du hast also nächstens vielleicht Gelegenheit, ihn dort zu treffen. Das wäre ja zu nett. Auf jeden Fall werden wir Dich, wenn Du jetzt nicht in Urlaub kommen solltest, in Osnabrück oder in der Senne besuchen. In diesem Sinne sei für diesmal recht herzlich gegrüßt von

Vater und Mutter.

Auf baldiges frohes Wiedersehen wartend grüßt Dich herzlichst Mutter