Vater und Mutter Schmitt an Sohn Horst, 9. Dezember 1944

Abg.: 9.12.44.

Erh.: 13.1.45.

Erl.: 20.1.45

Soldat
Horst Schmitt
23 Osnabrück
Scharnhorstkaserne
Auswahllehrgang

Absender: H. Schmitt, Bocholt i. W.,
21 Nordallee 4.

Bocholt, 9.12.1944.

Lieber Horst!

Hoffentlich hast Du das Paket, das wir am 1. ds. Mts. an Dich geschickt haben, mittlerweile erhalten. Außer den Schreibheften haben wir die gewünschten Bücher (Abriß der Geschichte, die kleine Literaturgeschichte von Koch und eine Broschüre für den Offiziersunterricht) beigelegt. Hoffentlich kannst Du diese Bücher gebrauchen. Wir denken übrigens hin und wieder an unsere Fahrt nach Osnabrück zurück und werden, wenn eben möglich, demnächst wieder mal dort landen, sobald das nötige Benzin vorhanden ist. Am 6.12. hat es ja wieder einmal in Osnabrück gehagelt. Ob die Walhalla und das Café, in dem Du neulich 6 Tassen Kaffee getrunken hast, noch stehen? Hier ist noch alles in bester Verfassung. Hermann Loock kann nach einer neuen Verfügung nicht weiter studieren; denn es heißt, daß derjenige, der nicht einmal leichte Arbeit in der Kriegsindustrie leisten kann, auch als Akademiker nicht zu gebrauchen sei. Übrigens hat er, wie mir gestern sein Vater sagte, eine Vorladung zur Nachmusterung erhalten, wie auch Herr Looks Schlageterstr. ausgerechnet am morgigen Sonntag zur Nachmusterung muß. Das Kommiß hat eben keine Ruhe, bis auch der „Letzte der Mohikaner“ das graue Ehrenkleid trägt. Von Dir haben wir übrigens bisher keine Post erhalten (seit unserm Dortsein), aber das ist ja angesichts der Postverhältnisse nichts Neues. Wir sind gespannt, wann dieser Brief dort landet. So sei denn für heute mal wieder recht herzlich gegrüßt von

Deinem Vater.

Meinem lb. Großen einen herzl. Sonntagsgruß. Schreibe bitte gleich, wenn das Paketchen angekommen ist. Deine Mutter.