Horst Schmitt an seine Eltern, 20. Januar 1945

Osnabrück, 20.1.44.[richtig: 1945]

Meine lieben Eltern!

Dieser Brief ist ein ganz eigenartiger. Er ist nämlich erstens bei Kerzenschein und zweitens in unserem Zelt in einer unmöglichen Lage entstanden. Daher ist also die schlechte Schrift zu erklären. Ich kann Euch die erfreuliche Mitteilung machen, daß wir heute das Bergfest unseres Biwaks und gleichzeitig des gesamten Lehrganges feiern. Das Biwak wird noch bis Anfang Februar und der Lehrgang bis Mitte März dauern. Meine Befürchtung, zur Infanterie zu kommen, verliert im Augenblick immer mehr an Bedeutung.

Lieber Eltern! Was habe ich mich gefreut, als ich gestern die Nachricht von

Euch erhielt, daß Ihr Post von Helmut erhalten habt. Ich habs gleich jedem erzählt, der es nicht hören wollte. Alle im Zelt freuten sich mit mir, besonders Heinz. Ich werde meinem Bruder gleich Morgen einen langen Brief schreiben. Er soll nicht zu kurz kommen! Ich werde sogar den Rudolf noch übertreffen, und das will doch schon etwas heißen.

Für die Briefe vom 9.12., 9.1. und vom 17.1. meine herzlichsten Dank. Ich habe sie fast alle in einer Woche erhalten. Da habe ich ja mal wieder manches Neue aus dem Heimatstädtchen erfahren. Vorige Woche habe ich auch einen Brief von Herrn Oberstld.[?] Ruland erhalten. Er schickte darin eine Anschriftenliste von allen Klassenkameraden. Offizier ist noch keiner, aber auf dem

Wege dahin sind viele. H. Wilk, der wohl auch von Ruland meine Adresse erfahren hatte, schrieb mir auch. Über den Brief von Ruland haben Heinz und ich uns sehr gefreut, erfuhren wir doch allerhand über unsere Klassenkameraden.

Das Paketchen „aus Stadtlohn“ werdet Ihr sicher wohl schon geholt haben. Ich hoffe, daß es geschmeckt hat!

Leider besteht hier vom Biwak aus nicht die Möglichkeit, zur Kirche zu kommen. Heinz und ich hatten uns so schön daran gewöhnt, daß es einfach zum Sonntag gehört. Und jetzt fällt der Kirchgang flach, nur weil am Sonntagnachmittag Dienst gemacht werden muß. Na, ärgern haben wir uns ja mittlerweile abgewöhnt!

Am vergangenen Mittwoch sind

wir wieder baden gegangen. Eine halbe Stunde unter der heißen Brause! War das ein Genuß. Der Dreck floß in Strömen. An jedem einzelnen hätte man drei Wurzelbürsten kaputtschrubben können! Jedenfalls waren wir mal wieder ganz sauber, zumal es anschließend noch reine Wäsche gab.

So, nun will ich langsam schließen. Grüßt die Fam. Kraatz und Looks von mir recht herzlich, denen ich beide am vergangenen Sonntag geschrieben habe.

Für heute grüßt Euch recht herzlich

Euer Ältester,

der sich mit Euch über die Rückkehr des „verlorenen Sohnes“ freut.

Ihr heftet ja meine Briefe ein?