Grete Famulla an Familie Schmitt, 12. November 1945

Sehr geehrter Herr Schmitt! Ihre Zeilen erreichten mich heute und will ich Ihnen sofort auf Ihr Schreiben antworten. Ich selbst weiss ja am besten wie furchtbar das warten ist, habe ich selbst doch den liebsten Menschen, meinen Gatten, vor einem Jahre draussen an der Front verloren.

Leider kann ich Ihnen auch heute nicht viel neues schreiben. Ihr Sohn war ohne Kameraden bei mir in der Werkstatt. Allerdings muss ich sagen das in der Umgebung von hier ziemlich schwere Kämpfe stattgefunden haben. Einen Anhaltspunkt habe ich natürlich nicht das Ihr Sohn gefallen sein könnte. Ich hatte sogar den Verdacht das er evtl. gefangen nehmen lassen würde, da wir uns noch über die Lage unterhalten haben und Ihr Sohn sowie ich, doch die ganze Sache als aussichtslos angesehen haben.

Ich hoffe und wünsche, dass Ihr Sohn sich doch recht bald meldet, es wäre schade um diesen frischen prächtigen Jungen.

Ich grüße Sie

Frau Grete Famulla