Bernhard Steverding an Mutter Schmitt, 10. Dezember 1945

Stadtlohn, den 10.12.45

Sehr geehrte Frau Schmitt!

Wir erhielten vor ein paar Tagen Ihren Brief. Aber die Zeit drängte sehr, unser ausgebranntes Wohnhaus noch vor der kalten Jahreszeit winterfest zu machen, und so kann ich Ihren Brief erst jetzt beantworten.

Sie schrieben, Heinz Belting sei auch wieder zu Hause. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit durfte ich das wohl annehmen. In der Nähe von Münster fragte ich nämlich einen Bauer wie zufällig nach dem Weg, da ich mich der Sicherheit halber auf Feldwegen bewegen mußte. Wir kamen ins Gespräch, und er erkundigte sich nach meiner Einheit. „Kerl“, sagte er, „heute morgen habe ich 3 deiner Kameraden, auch von der Weser, auch ROB und auch von deinem Alter, wohl 5 km begleitet über eine gefährliche Stelle. Sie hatten die Nacht bei mir geschlafen. Zwei kamen aus Bocholt davon ein kräftiger Schwarzer und der andere blond. Der 3. kam aus Nottuln, sein Vater ist ein alter Kriegskamerad von mir und Küster.

Die Aussagen dieses Mannes passten haargenau auf Ihren Sohn, Heinz Belting und Hüllsmeyer aus Nottuln. Ich vermutete daher mit Recht, daß Ihr Sohn bereits einen Tag früher als ich die Heimat wiedersehen durfte. Er ist womöglich fast im Anblick seines Vaterhauses von einer Streife überrascht worden. Aber dann dürfte Heinz Belting besser Bescheid wissen, oder der besagte Hüllsmeyer aus Nottuln.

Sollten meine Vermutungen jedoch von einer falschen Voraussetzung ausgehen, so weiß ich nur, daß Horst sich am Tage vor unserem Rückzug in Preuss. Oldendorf krank meldete. Wir hatten zwar ausgemacht, uns (am Tage) zusammen auf den Heimweg zu begeben, aber, wie es bei einen ungeordneten Rückzug immerhin möglich ist, uns im Wirrwarr verloren. Die Einheit ist in Gefangenschaft gekommen. Schollbrock aus Vreden teilte mir das mit. Er ist schon wieder entlassen, mußte also auch über Horst Bescheid wissen, falls dieser in Gefangenschaft kam.

Ich möchte nun Ihrem Wunsche entsprechend, einige Adressen von Kameraden angeben, von denen ich aber weder weiß, ob sie gefangen oder gefallen sind: Josef Hüllsmeyer, Nottuln – Heinz Steinmeyer, Bünde (Westf.) – Peter Kronen, Neuß (Rheinl.) – In der Hoffnung auf eine glückl. Heimkehr Ihres Sohnes grüßt Bernhard Steverding.

Gruß an Heinz Belting!