„Das war sehr, sehr schön.“ - Kindheit in Langeböse

Astrid Kusch wird am 23. September 1932 im pommerschen Langeböse geboren. Ihre Eltern Hugo (*1899) und Helene (*1900) besitzen hier einen Bauernhof, auf dem Astrid und ihre beiden jüngeren Geschwister Ingetraud (*1935) und Dietmar (*1939) ihre ersten Lebensjahre verbringen. „Wir hatten immer das Vieh um uns herum. Das war sehr, sehr schön.“ Das gesamte Dorf und der angrenzende Wald sind der Spielplatz für die Langeböser Kinder, mit denen Astrid und ihre Geschwister den größten Teil ihrer Freizeit verbringen. Außerdem wohnen noch weitere Geschwister der Eltern mit ihren Ehepartnern und Kindern im Ort, so dass stets für reichlich Abwechslung gesorgt ist.

Die Familie besitzt acht Kühe und zwei Rinder, drei Pferde und ein Fohlen, einige Schweine sowie 30 bis 40 Hühner. Das bewirtschaftete Ackerland umfasst 63 Morgen, auf denen unter anderem Kartoffeln, Steckrüben und Getreide angepflanzt werden. Daneben wird noch ein großer Gemüsegarten bewirtschaftet. „Zu Essen hatten wir immer genug“, erinnert sich Astrid Katthagen. Unmittelbar am Haus schmückt zudem ein Blumengarten das kleine Anwesen.

 

Die Religion spielt innerfamiliär eine große Rolle. Der sonntägliche Kirchenbesuch ist eine Selbstverständlichkeit. „Das musste sein“ – nicht zuletzt auch wegen der strenggläubigen Oma, die ebenfalls in Langeböse wohnt. Auch vor den Mahlzeiten wird stets gebetet.

Als Älteste erfährt Astrid die Strenge der mütterlichen Erziehung am deutlichsten. „Ich kriegte sie immer“, erinnert sie sich noch heute an die damals allgemein üblichen „handfesten“ Erziehungsmethoden ihrer Mutter. „Ab und zu kriegten wir eine gewatscht.“ Auch in der Schule, wo sämtliche Schülerinnen und Schüler des Ortes in zwei Räumen Platz finden müssen, wird ein strenges Regiment geführt. Ihr Vater habe sich hingegen aus der Erziehung weitgehend herausgehalten. „Der störte sich da nicht dran. Dem war das egal.“ Astrid trifft auch in anderer Hinsicht das Schicksal der ältesten Geschwister: Sie muss zunächst auf die zweieinhalb Jahre jüngere Schwester, seit Herbst 1939 dann auch noch auf den kleinen Bruder aufpassen. „Ich hätte ihn verwünschen können!“, erinnert sie sich heute lachend.

 

Auch in der Schule wird seitens des Lehrers ein strenges Regiment geführt. Das Schulgebäude umfasst zwei Unterrichtsräume, in denen sämtliche Schülerinnen und Schüler aus Langeböse Platz finden müssen.

 

Weil Vater Hugo nicht zum Wehrdienst eingezogen wird, kann er bis zu seiner Einberufung zum Volkssturm im Februar 1945 den Hof bewirtschaften. Nach Schulschluss muss Astrid im Rahmen ihrer Möglichkeiten helfen. So holt sie mittags die Kühe zum Melken von der Weide und bringt sie anschließend zurück. Den größten Teil ihrer Freizeit, so erzählt Astrid Katthagen, habe sie aber mit Spielen verbringen können, weil es auf dem Hof einerseits einen „Hütejungen“ gegeben habe und andererseits die zahlreichen Tanten der Großfamilie in unmittelbarer Nähe gewohnt hätten, die immer dann, wenn es Größeres zu erledigen gegeben habe, zur Hilfe geeilt seien.