„Macht, dass ihr dahin kommt, wo ihr hergekommen seid“ - In Dänemark

Als die Kronenfels am 18. April 1945 im Hafen von Kopenhagen einläuft, ist der Empfang nicht eben freundlich. „Macht, dass ihr dahin kommt, wo ihr hergekommen seid“, seien sie von den anwesenden Verwaltungsbeamten begrüßt worden, erinnert sich Charlotte Leibrandt. Zwei Tage später dürfen die Flüchtlinge dann doch das Festland betreten und werden zunächst auf erste provisorische Auffangstationen verteilt. Charlotte wird mit ihrer Familie und rund 500 weiteren Flüchtlingen bis zum 20. Dezember 1945 in einer Schule untergebracht. Nach der Auflösung des Auffanglagers werden die Tomaschewskis in das große Flüchtlingslager Oksbøl verlegt.

 

Der persönliche Besitz besteht zu diesem Zeitpunkt nur noch aus den Kleidern, die man am Leibe trägt – und dem kleinen Hund, den Charlottes jüngere Schwester nicht in Danzig zurücklassen wollte, ihn daher durch sämtliche Unbill mitgenommen, unter dem Arm versteckt mit auf das Schiff geschmuggelt und so nach Dänemark mitgenommen hat. In Kopenhagen, so erzählt Charlotte Leibrandt, habe man dann mit dem Hund Probleme bekommen, weil sich das Tier naturgemäß nicht an Vorschriften gehalten und daher häufiger aus dem Lager ausgerissen sei. „Und eines Tages kommt er zurück und hat ein großes Schild um den Hals hängen: ‚Tyskes swin!‘ – Deutsches Schwein.“

 

Unmittelbar nach der Kapitulation der deutschen Truppen in Dänemark erscheint dänisches Militär in der Schule und fordert die Insassen auf, sich auf dem Schulhof zu versammeln. Daraufhin sei das gesamte Lager nach Lebensmitteln wie etwa Schinken „durchstöbert“ worden, die einige Flüchtlinge – insbesondere natürlich Bauern – in Besitz gehabt hätten. Diese Nahrungsmittel seien dann in die Gemeinschaftsküche gewandert, damit sie allen hätten zugutekommen können. Dennoch bleibt die Versorgungslage mehr als angespannt. „Also, da haben wir echt gehungert, in Kopenhagen.“

Fragen, wie es nach dem verlorenen Krieg weitergehen und ob man die alte Heimat wiedersehen würde, stellt sich die gerade vierzehnjährige Charlotte zu diesem Zeitpunkt nicht. Insbesondere die Älteren hätten natürlich gehofft, zurückkehren zu können, aber sie selbst habe wie wohl die meisten Jüngeren im Lager hierauf keinerlei Gedanken verschwendet. „Man hat sich damals dafür gar nicht interessiert. Wo die Mutter war, da war man ja immer in Obhut. Da fühlte man sich ja auch wohl.“

 

Zur dänischen Bevölkerung, so Charlotte Leibrandt, habe man nach der Kapitulation keinerlei Kontakt mehr gehabt. „Wir waren ja regelrecht eingeschlossen.“ Die Schule und deren gesamtes Gelände sein von dänischen Posten bewacht worden, die zunächst kein Wort mit den nunmehr Internierten gewechselt hätten. Das habe sich im Laufe der Zeit aber glücklicherweise etwas geändert, und man habe durch die Gitter dann einige Worte wechseln können.