„Wir sind ja rundherum von Einheimischen eingezingelt“ - Vorbehalte

Über ihren ältesten Bruder Erich, der bei der Post in Rheydt Beschäftigung findet, lernt Charlotte Leibrandt ihren späteren Mann kennen. Er stammt ebenfalls aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, war jedoch bis 1949 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft, von wo ihn sein Weg über Schleswig-Holstein ins Rheinland führt. Zwei Tage, nachdem er seine neue Stelle in Rheydt angetreten hat, lernt er bei einem Fest der Post Charlotte kennen, die auf Anregung ihres Bruders mitgekommen ist.

 

Als ihr zukünftiger Mann von der Post in Rheydt auf eine Stelle nach Korschenbroich wechselt, folgt Charlotte ihm. Das Paar lässt sich zunächst in Neersbroich, dann in Herrenshoff nieder und beginnt dort 1956 mit dem Bau eines eigenen Hauses, das ein Jahr später bezugsfertig ist.

Auf ihrer neuen Arbeitsstelle in Korschenbroich sei sie nicht angefeindet worden, erinnert sich Charlotte Leibrandt. Von der neuen Nachbarschaft sei man dagegen mit großen Vorbehalten empfangen worden. „Wir sind ja rundherum von Einheimischen eingezingelt.“ Das habe sich beispielsweise am Karfreitag, dem höchsten kirchlichen Feiertag der Protestanten, gezeigt, an dem die katholische Nachbarschaft demonstrativ in den Gärten gearbeitet habe. „Aber das ist heute nicht mehr so. So nach und nach kam die Nachbarschaftsnähe. Wir verstehen uns jetzt alle gut.“ Sie selbst, so urteilt sie rückblickend, sei auch stückweise in Korschenbroich „angekommen“, wo sie sich heute zu Hause fühlt. „Die Heimat ist in Danzig, aber hier ist unser Zuhause. Ich fühl mich hier wohl.“