„Das war eine schlimme Zeit.“ - Kriegsende

Aufgrund seines Alters - Willi Schuh ist 14 Jahre älter als seine Ehefrau und hat bereits aktiv am Ersten Weltkrieg teilgenommen – wird Werners Vater zunächst nicht zur Wehrmacht eingezogen. Erst kurz vor Kriegsende ereilt ihn dann doch noch der Einberufungsbefehl. Er kommt jedoch lediglich bis in die Kreisstadt Saatz, wo ihm ein Bekannter einen rückblickend schlechten Rat gibt: „Willi, fahr doch nach Hause. Der Krieg ist doch zu Ende.“ Das tut Werners Vater dann auch und kommt auf seinen Bauernhof zurück. „Er wär vielleicht doch besser weggegangen“, glaubt Werner Schuh heute.

Unmittelbar nach der Besetzung von Pressern werden nämlich alle Männer, die sich noch im Dorf aufhalten, zusammengetrieben und in ein Lager gebracht, aus dem kaum jemand zurückkehrt. Hier verliert sich auch die Spur von Willi Schuh, von dem die Familie nie mehr etwas hören wird. „Da sind nur ganz wenige, wie wir später erfahren haben, lebend wieder rausgekommen.“ So blieb Mutter Rosa mit ihren drei Kindern allein zurück.

An die Besetzung des Ortes hat Werner Schuh, obwohl damals noch keine acht Jahre alt, noch recht genaue Erinnerungen. Zunächst seien Angehörige der Roten Armee ins Dorf gekommen. „Die wollten nur Schnaps und Futter für die Pferde.“ Daher sei diese erste kurze Phase der Besatzung „gut“ verlaufen, was sich bald jedoch grundlegend ändern soll: „Aber die Tschechen, als die kamen, die gingen auf die Frauen und Mädchen los.“ Das bekommt Werner hautnah mit, denn auch seine Mutter sieht sich angesichts der Bedrohung immer wieder gezwungen, sich zu verstecken. Tagsüber habe sich die Lage dann nach einiger Zeit entspannt, sei für die Frauen nachts aber noch über einen längeren Zeitraum weiterhin überaus bedrohlich geblieben. „Das war eine schlimme Zeit.“