„Und dann sind wir einfach rübergegangen. Da waren wir weg.“ - Nach Jüchen

Eines Tages trifft die langersehnte Mitteilung ein, wo sich die Großeltern aufhalten. Weil sie im Sudetenland in einem anderen Dorf wohnten, wurden sie auch in einem anderen Lager interniert und anschließend an einen anderen Ort transportiert. Es gelingt ihnen schnell, den alten Kontakt zur Familie des früheren Gutsverwalters Meising in Jüchen herzustellen, die ihnen eine Wohngelegenheit zusichert. Daraufhin wird ihnen umgehend eine Zuzugsgenehmigung an den Niederrhein ausgestellt.

Kaum ist der Kontakt zu den Großeltern wieder hergestellt, denkt auch Familie Schuh intensiv über einen Wechsel nach Jüchen nach. „Das musste ja alles erst organisiert werden. Wir waren da ja unter russischer Flagge“, umreißt Werner Schuh die für einen Wechsel in den Westen zu bewältigenden Probleme. Zunächst zieht daher nur seine ältere Schwester Christa zu den Großeltern. Erst ein Jahr später, als mit den beiden deutschen Staatsgründungen auch eine stärker bewachte Grenze und damit eine Abschottung zwischen Ost und West bedrohlich akut werden, folgt der Rest der Familie unter abenteuerlichen Umständen.

„Wir sind mit dem Bauern arbeiten gegangen an der Grenze“, schildert Werner Schuh das Fluchtszenario. „Bis an die Grenze hatten die ja Felder. Wir haben aufgepasst, dass die Grenzer nicht kamen, und dann sind wir rübergegangen. Da waren wir weg.“ Allerdings sei vor allem ihm der neuerliche Umzug nicht leichtgefallen, räumt er ein, denn in den vier Jahren in Lindenau habe er gute Kontakte zu Gleichaltrigen aufgebaut und intensiv gepflegt. Noch bis heute hält er den Kontakt zu seinen ehemaligen Klassenkameraden.