Dreikönigsgymnasium (Köln)

Die Anfänge der heute als „Dreikönigsgymnasium“ (DKG) bekannten Schule lassen sich bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts zurückverfolgen.[1] Damit ist die Einrichtung eine der ältesten Schulen im Rheinland und die älteste Schule Kölns, die bis zur Aufhebung ihres Ordens im Jahr 1773 von Jesuiten geleitet wurde. Auch danach blieb die Schule bestehen, wurde künftig aber nach ihrem Standort als „Marzellengymnasium“ bezeichnet, bis sie ab 1860 offiziell als „Königliches katholisches Gymnasium an Marzellen“ firmierte. Als die Einrichtung dann im September 1911 in einen Neubau am Thürmchenswall wechselte, wurde sie in „Dreikönigsgymnasium“ umbenannt. 1977 zog das Gymnasium schließlich in ein neu erbautes Gebäude in der Escher Straße im Stadtteil Bilderstöckchen um.[2]

Nach 1918 war die Schule eine von vier staatlich geförderten höheren Schulen für Jungen in Köln und unterstand somit dem Provinzialkollegium in Koblenz, das 1932 als „Abteilung für höheres Schulwesen“ ins dort ansässige Oberpräsidium eingegliedert wurde. Seit 1922 war das DKG mehrzügig angelegt und firmierte mit dem offiziellen Untertitel „Gymnasium und Realgymnasium“. Neben einem gymnasialen Stamm („A-Zweig“), in dem Griechisch und Latein unterrichtet wurden, gab es somit beim Übergang in die Untertertia seitdem die Möglichkeit die realgymnasiale Richtung („RG-Zweig“) einzuschlagen, in dem neben Latein eine moderne Fremdsprache erteilt und – ab der Untersekunda - dem naturwissenschaftlichen Unterricht die doppelte Stundenzahl zugestanden wurde. Auch mit der ab 1937 durchgeführten Vereinheitlichung des Schulwesens änderte sich am mehrzügigen Charakter des DKG nichts. Die Schule wurde nun zwar zu einer „Oberschule für Jungen“, doch bestanden mit dem Gymnasium und der Oberschule weiterhin zwei Schulformen nebeneinander.

Im Mai 1932 wurden 497 Schüler unterrichtet, die sich auf insgesamt achtzehn Klassen verteilten. Dabei domminierten Katholiken mit 442 deutlich die 49 protestantischen Schüler. Im Gegensatz zu den evangelischen Schülern, die sich keiner in der Schule aktiven Jugendorganisation ihrer Konfession anschließen konnten, stand den katholischen Schülern mit dem „Bund Neudeutschland“ ein eigener Verband zur Verfügung. Im März 1932 umfasst die ND-Gruppe „Tricoronatum“ an der Schule 116 Mitglieder.

Ab 1933 dominierten dann auch am DKG zunehmend die NS-Jugendorganisationen, die erstmals im Rahmen einer am September 1933 durchgeführten Erhebung zahlenmäßig nachweisen lassen. Von den zu diesem Zeitpunkt 480 Schülern waren 81 im Jungvolk, 75 in der HJ und weitere 10 in der SA organisiert. Damit gehörten bereits Mitte September 166 Schüler NS-Verbänden an. Das entsprach einem Prozentsatz von knapp 35 Prozent. In den folgenden Jahren verschob sich das Zahlenverhältnis immer weiter. Nachdem Mitte 1934 noch 70 DKG-Schüler dem ND angehört hatten, reduzierte sich deren Zahl insbesondere im Jahr 1936 sehr zügig auf nur noch 29. Ein Jahr später zählte man nur noch 21 ND-Angehörige, bi der Verband Anfang 1939 schließlich reichsweit verboten wurde. Der Anteil der Mitglieder in NS-Jugendorganisationen stieg entsprechend steil an. Bis Mitte 1938 waren 396 und damit 81,3 Prozent der 487 Schüler in eine diese Gruppierungen eingetreten.

Das Lehrerkollegium am DKG war entsprechend der Gesamtausrichtung der Schule nahezu ausschließlich katholisch. Eine Ausnahme stellte lediglich der – nicht festangestellte – protestantische Pfarrer Hans Encke dar, der im Nebenfach evangelische Religion unterrichtete. Außerdem zählten zum Jahresbeginn 1933 drei Studienassessoren jüdischen Glaubens zum Kollegium, die jedoch nach dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ (BBG) vom 7. April 1933 schnell aus dem Schuldienst ausschieden. Das Kollegium des DKG umfasste am 1. Mai 1933 insgesamt 40 Personen. Über den gesamten Zeitraum von 1933 bis 1945 waren 83 Lehrkräfte an der Schule beschäftigt.[3]

Laut offizieller Meldung der Schulleitung an das Oberpräsidium gehörten im September 1935 elf Lehrer der NSDAP an, was auf der Basis der 40 Lehrkräfte im Mai 1933 einen Anteil von 27,5 Prozent bedeutete. Zwei Jahre später war dann bereits jeder dritte der festangestellten Lehrer Parteimitglied geworden. Ob mit dem sich daraus ergebenden Prozentsatz von 34,6 Prozent tatsächlich der Höchstwert für das DKG erreicht war, muss offen bleiben. Dass der Wert durchaus auch höher gelegen haben könnte, geht aus einer Untersuchung der späteren Entnazifizierung des DKG-Lehrkörpers hervor. Von den zwischen 1933 und 1945 dort unterrichtenden Personen konnten zu 42 entsprechende Akten ermittelt werden. Von dieser Zahl wiederum waren 26 Personen Mitglied der NSDAP gewesen, was einem Wert von immerhin 65 Prozent entspricht. 36 der 40 – also 90 Prozent - hatten zudem dem NS-Lehrerbund, 15 der SA, zwei der SS und zwei weitere der Hitlerjugend angehört.[4]

Insgesamt war der politische Organisationsgrad am DKG damit während der NS-Zeit – und entgegen früheren Behauptungen – recht hoch. Dieser Befund steht in deutlichem Widerspruch zu dem Bild, das in den ersten Nachkriegsjahrzehnten zur Stellung des Dreikönigsgymnasiums in den Jahren zwischen 1933 und 1945 vermittelt wurde. Diese Sichtweise war von vorgeblicher Resistenz gegenüber den Forderungen des NS-Regimes und damit einhergehendem großen Beharrungsvermögen auf den katholischen Werten geprägt. So hieß es in der 1952 von dem auch während der NS-Zeit an der Schule unterrichtenden Oberstudienrat Joseph Heinrichs verfassten Festschrift, dass man am DKG trotz gegenteiliger behördlicher Anweisungen nicht nur „jede Förderung der destruktiven Erziehungsabsichten des Nationalsozialismus“ abgelehnt, sondern dass die dort tätigen Lehrkräfte in ihrer großen Mehrheit auch einen Beitritt in die NSDAP verweigert hätten. Auch die während des Nationalsozialismus am DKG tätigen Schulleiter, so urteilte Heinrichs damals weiter, seien entschlossen gewesen, „entgegen den weltanschaulichen Zielen des Nationalsozialismus die Anstalt im Geiste der christlichen Erziehungsgrundsätze zu leiten“. Aufgrund solchen Verhaltens sei das Gymnasium in NS-Kreisen als „Hochburg der Reaktion“ verschrien gewesen. Nach 1945 sei es dem DKG dann gelungen, die Arbeit „ohne Bruch der Überlieferung“ wieder aufzunehmen.[5] Insgesamt, so urteilt Walter Tjarks 1989 in einer ersten kritischen Auseinandersetzung mit der Schulgeschichte während des Nationalsozialismus, gewinne „man vor dem Hintergrund von Festschriften und Jahresberichten das Bild einer Schule, die es während des Nationalsozialismus nicht nur verstand, nationalsozialistisches Gedankengut weitgehend aus ihren Klassenräumen zu verbannen, sondern die darüber hinaus nationalsozialistische Verbote, wie z.B. Ausübung von Religionsunterricht und Schulgottesdienst, geschickt umging. Vor einem solchen Hintergrund erscheinen die beiden Leiter der Schule während des Nationalsozialismus, Dr. Limper und Dr. von Kempen, als Regimegegner.“[6]

Dabei hatte Limper bereits am 26. April 1933 im Rahmen einer Lehrerkonferenz „den festen Willen zum Ausdruck gebracht …, die Jugend im Sinne der großen Gedanken: Deutsches Volk, Deutsches Vaterland, Deutsche Freiheit zu erziehen“. Er ließ dabei keinen Zweifel daran, dass vor allem der Deutsch- und Geschichtsunterricht - wie vom Oberpräsidium mit dem neuen BBG im Rücken am 18. April eingefordert - künftig nur von solchen Lehrern erteilt werden dürfe, „die die nationale Erhebung bejahen“ würden. Eine entsprechende schriftliche Erklärung hatten alle Lehrkräfte bis zum 27. April abzugeben.

Neben ersten Eingriffen in die Fächer Deutsch und Geschichte war es vor allem das im Oktober 1933 neu eingeführte Fach „Rassenkunde“, das der Verbreitung der NS-Ideologie in den Schulen dienen sollte. Erklärtes Ziel war es, „Kenntnisse in den biologischen Grundtatsachen und ihrer Anwendung auf Einzelmensch und Gemeinschaft“ zu vermitteln. Neben Biologie sollten besonders auch der Deutsch-, Geschichts- und Erdkundeunterricht in den Dienst dieser Aufgabe gestellt werden, wobei zugleich „biologisches Denken“ zum „Unterrichtsgrundsatz“ in allen Fächern erklärt wurde. Fortan waren diese Stoffe in sämtlichen Abschlussprüfungen obligatorisch. Bereits im Schuljahr 1933 lassen die Aufgaben der schriftlichen Reifeprüfung in Deutsch einen deutlichen Bezug zum Nationalsozialismus erkennen. „Welche geschichtlichen Vorbilder haben auf die Gestaltung der nationalsozialistischen Gedankenwelt eingewirkt?“ oder „Dienst an Staat und Eigenleben. Erfahrungen und Einsichten während und nach der nationalen Erhebung.“ lauteten zwei der Themen. Beispiele einer solch NS-spezifischen Themenstellung sollten die Aufgabenstellungen bis 1944 bestimmen.

Davon, wie man sich den Unterricht in Vererbungslehre und Rassenkunde am DKG konkret vorzustellen hat, vermittelt der Bericht von Direktor Limper vom 31. März 1934 an den Oberpräsidenten ein anschauliches Bild. Ab Anfang Oktober 1933 wurden hierfür in den Oberprimen und den Untersekunden je drei Wochenstunden angesetzt, die im fremdsprachlichen Unterricht und teilweise in der Mathematik gekürzt werden. Die Schüler wurden laut Schulleitung während dieser Stunden nicht nur mit dem nationalsozialistischen Rassengedanken bekannt gemacht, „sondern kamen auch zu der Einsicht in die unbedingte Notwendigkeit rassehygienischen Handelns“.

Die ideologische Beeinflussung der Schüler wurde in den ersten Jahren des NS-Regimes im schulischen Rahmen durch die Einrichtung von „nationalpolitischen Lehrgängen“ ergänzt. Diese seit Ende 1933 zumeist in Jugendherbergen durchgeführten zweiwöchigen Veranstaltungen sollten die Teilnehmer isoliert von ihrem sozialen Umfeld mit nationalsozialistischem Gedankengut vertraut machen. Für das DKG waren derartige Lageraufenthalte wohl die auffallendste Form der Umerziehung der Jugendlichen. Der erste dieser Lehrgänge fand zwischen dem 8. und 22. Dezember 1933 mit 68 Primanern in Engelkirchen statt, der letzte im September/Oktober 1936. Danach wurden sie auf ministerielle Anweisung eingestellt, weil die Hitlerjugend ihren Alleinvertretungsanspruch in Belangen der Heranwachsenden gefährdet sah. „Dass es in Reih und Glied und in der Marschkolonne soldatisch straff zuging, mag selbstverständlich sein“, fasste ein DKG-Lehrer die diese Lehrgänge bestimmende Atmosphäre im Juni 1934 zusammen, denn neben der ideologischen Ausrichtung war die Wehrerziehung auch am DKG eines der prägenden Merkmale der Nationalpolitischen Lehrgänge.

Es war aber offenbar keineswegs so, dass man im DKG lediglich staatlich angeordnete Maßnahmen zur Erziehung im NS-Sinne in die Tat umgesetzt hätte. Derartige Bemühungen seitens des DKG selbst lassen sich bis ins Jahr 1936 auch in den Protokollen zahlreicher Lehrerkonferenzen nachweisen, in denen immer wieder versucht wurde, den Unterricht mangels neuer Richtlinien in eigener Verantwortung an die NS-Ideale anzupassen. Dadurch gerieten immer mehr Bereiche schulischen Lebens unter NS-Einfluss.

Einschnitte ganz anderer Art bestimmten den schulischen Alltag in den Jahren des Zweiten Weltkriegs.[7] Die unmittelbar nach Kriegsbeginn am deutlichsten spürbare Einschränkung des Schulbetriebs resultierte aus den massenhaften Einberufungen von Lehrkräften. Eine erste Auflistung beinhaltet für den 28. September 1939 elf zur Wehrmacht eingezogene Lehrkräfte, wobei zu diesem Zeitpunkt jeder Hinweis darauf fehlt, dass sie durch aus dem Ruhestand zurückgeholte Kollegen ersetzt worden wären. Im Januar 1941 waren dann 20, im Mai des Jahres bereits 25 und im September schließlich 27 DKG-Lehrer „zu den Waffen gerufen“ worden. Damit war genau die Hälfte des zu diesem Zeitpunkt 54 Lehrkräfte zählenden DKG-Kollegiums eingezogen worden. Zahlen für spätere Jahre fehlen. Einher damit ging auch eine Verkleinerung der Schülerzahl, die sich bei Kriegsbeginn auf 565 belaufen hatte, um dann bis Mai 1941 auf 474 zurückzugehen.

Der Kriegsalltag bestimmte auch das schulische Leben von Beginn an. So heißt es bereits im Jahresbericht 1939, dass die Oberstufenschüler gemeinsam mit ihren Lehrern einen „splittersicheren Luftschutzkeller“ eingerichtet hätten. Neben solch ungewohntem körperlichem Einsatz war es eine nochmals intensivierte Wehrerziehung, die nachhaltigen Einfluss auf die Schüler gehabt haben dürfte. „Während des Krieges wird die wehrgeistige Erziehung noch stärker gepflegt als es in Erfüllung der Anordnungen der Behörden schon vorher getan worden ist“, teilte Direktor von Kempen am 21. Dezember 1939 mit. In Deutsch, Latein und Griechisch sollten künftig vorrangig Stoffe behandelt werden, in denen Krieg, Volk und Vaterland verherrlicht wurden. Der Geschichtsunterricht sollte nicht zuletzt dazu dienen, den Krieg zu rechtfertigen und in Erdkunde wurde der Themenbereich „Geopolitik“ betont. Im Physik- und Chemieunterricht beschäftigten sich die Schüler mit Sprengstoffen, Peilung, Luftwiderstand und anderen kriegsrelevanten Fragen. Zusätzlich war die Erörterung der aktuellen Kriegslage steter Unterrichtsgegenstand, und es wurde alles dafür getan, die Schüler für eine Offizierslaufbahn zu begeistern. Im Oktober 1940 berichtete der Direktor über erhebliche Fortschritte auf all diesen Gebieten, wobei er die zahlreichen innerschulischen Werbeveranstaltungen der Wehrmacht hervorhob. Alleine im Zeitraum vom 14. März bis zum 24. April 1941 gab es für die DKG-Schüler sechs solcher Veranstaltungen, darunter auch die Pflichtfilmvorführung „Sieg im Westen“. So wurde der Krieg sehr schnell zum integrativen Bestandteil sowohl des Schulalltags als auch des Unterrichts. Ergänzt um die Behandlung des in Köln seit Mitte 1940 immer spürbarer werdenden Luftkriegs wurden Lehrinhalte und Prüfungsthemen immer stärker der aktuellen Situation angepasst. So wurden 1940 in den Abiturprüfungen als Aufgaben formuliert: „Die Gründe für den deutschen Sieg über Frankreich“ oder „Unser Hauptfeind England.“

Hinzu kamen für die Schüler sich kontinuierlich steigernde körperliche Belastungen, hatten sie doch unterschiedlichste Formen von Kriegshilfsdiensten zu leisten. So hatten sie nachts häufig als „Luftschutzmelder“ zu agieren. Das blieb nicht ohne Folgen, die Direktor von Kempen mit Blick auf einen konkreten Fall im November 1940 so skizzierte: „„Die beiden Schüler der Klasse 5 b sind seit Kriegsbeginn als Luftschutzmelder jede zweite Nacht in Anspruch genommen. Die Schüler sind in ihren Leistungen so zurückgegangen, dass sie, wenn sie nicht mit aller Kraft und mit Hilfe von Sonderunterricht arbeiten, zu Ostern nicht versetzt werden können.“

Seit dem Frühjahr 1941 bestand für Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder in ein in luftkriegssicheren Gebieten eingerichtete Lager der „Kinderlandverschickung“ (KLV) zu schicken. Dieses Angebot wurde allerdings trotz massiver Werbung wie im gesamten Kölner Stadtgebiet so auch im DKG kaum angenommen. Auch ein letzter Versuch, die vier unteren Klassen im Sommer 1944 geschlossen in ein KLV-Lager nach Misdroy zu schicken, scheiterte trotz erheblichen Drucks kläglich. War und blieb die Teilnahme an der KLV weitgehend freiwillig, wurden viele Gymnasiasten der Oberklassen seitens der Hitlerjugend aufgefordert, sich als Hilfskräfte oder „Lagermannschaftsführer“ in KLV-Lagern zur Verfügung zu stellen. Diese mehrmonatigen Einsätze hatten naturgemäß erhebliche Auswirkungen auf die schulische Leistung der Betroffenen. Viele Eltern suchten mit der Eskalation des Bombenkriegs seit Mitte 1942 eigene Wege, um die Sicherheit ihrer Kinder zu gewährleisten, indem sie sie häufig in eigener Initiative bei Verwandten oder Bekannten im ländlichen Umland unterbrachten, wo sie dann dortige Schulen besuchten. Unter diesen Umständen war die Zahl der Schüler am DKG bereits im Sommer 1943 auf lediglich 217 zurückgegangen.

Zu diesem Zeitpunkt gab es das DKG in alter Form längst nicht mehr, denn das Schulgebäude war während des „1.000-Bomber-Angriffs“ auf Köln in der Nacht vom 30. auf den 31. Mai 1942 völlig zerstört worden. Die Schule fand im Gebäude der Mittelschule für Jungen in der Dagobertstraße Obdach, das sie sich von August 1942 bis Februar 1943 zudem noch mit der ebenfalls zerstörten Oberschule Kreuzgasse teilen musste. Dass der Unterricht unter solchen Umständen von zahlreichen Einschränkungen geprägt war, bedarf keiner näheren Erläuterung. Das endgültige Ende kam dann im Herbst 1944, als nach einer Serie schwerster Luftangriffe der Schulbetrieb in Köln am 2. Oktober eingestellt wurde.

Bis zu diesem Zeitpunkt war die Schülerzahl aus verschiedenen, teilweise bereits genannten Gründen immer weiter zurückgegangen. Hinzu kamen nun noch freiwillige Meldungen zu Wehrmacht, weshalb immer mehr Schüler das DKG nicht mit dem regulären Abitur, sondern lediglich mit einem „Reifevermerk“ verließen, der nach Kriegsende zum Studium befähigen sollte. Ab Februar 1943 wurden zahlreiche Gymnasiasten der Geburtsjahrgänge 1926 bis 1928 als „Luftwaffenhelfer“ eingesetzt, wodurch der Unterricht, der künftig in den Flakstellungen erteilt werden sollte, in extremer Form litt.

Nach Kriegsende standen Lehrer wie Schüler des DKG im Wortsinn vor Trümmern. Das Schulgebäude war nach wie vor nahezu vollständig zerstört, Lehrmittelsammlungen und Mobiliar vernichtet. Es galt – weitgehend in Eigeninitiative – nach Ausweichmöglichkeiten zu suchen. Das gelang recht schnell, denn am 26. November 1945 konnte der Unterricht mit 316 Schülern an alter Stelle wieder aufgenommen werden. Die Umstände waren jedoch alles andere als einladend und unterrichtsfördernd: „Durch die ungünstigen Witterungsverhältnisse in den Wintermonaten 1945/46 waren auch die wenigen behelfsmäßig hergerichteten Unterrichtsräume oft nicht benutzbar, weil das zerstörte Dach den Regen bis ins Erdgeschoss eindringen ließ. (…) Während der Regenperioden standen Flure und Klassenzimmer oft tagelang unter Wasser, so dass die Unterrichtszeit eingeschränkt werden musste.“

Erst nach der Währungsreform im Juni 1948 konnte über einen planmäßigen Wiederaufbau des DKG nahgedacht werden. Bis 1950 waren Ost- und Nordflügel wieder hergestellt, womit das DKG die erste Kölner Schule war, die – zumindest in wesentlichen Teilen – wieder aufgebaut worden war.

Fußnoten

[1] Das Folgende nach Walter Tjarks: Das Kölner Dreikönigsgymnasium in der Zeit des Nationalsozialismus, (unveröffentlichte Magisterarbeit) Köln 1989; Lore Brandau (Hg.): 550 Jahre Dreikönigsgymnasium. Festschrift zum 550-jährigen Jubiläum des Dreikönigsgymnasiums, Köln 2000; Renate Windmüller-Loser (Hg.): Festschrift 1000 Jahre Dreikönigsgymnasium, Köln 2011. Vgl. außerdem https://de.wikipedia.org/wiki/Dreik%C3%B6nigsgymnasium (3.12.2018)

[2] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Dreik%C3%B6nigsgymnasium (3.12.2018)

[3] Die letzte Zahl nach Imke Dustmann: Kölner Lehrer an ausgewählten höheren Schulen im Spiegel der Entnazifizierung 1945-1950, (unveröffentlichte Magisterarbeit) Köln 2001, S. 81.

[4] Vgl. Dustmann, Lehrer, S. 81

[5] Joseph Heinrichs: Tricoronatum. Festschrift zur 400-Jahr-Feier des Dreikönigsgymnasiums, Köln 1952. Zitiert nach Tjarks, Dreikönigsgymnasium, S. 3.

[6] Tjarks, Dreikönigsgymnasium, S. 6

[7] Zum Folgenden vgl. Markus Bongardt: NS-Erziehung im Krieg. Kölner Gymnasien und Oberschulen im Zweiten Weltkrieg an ausgewählten Beispielen, (unveröffentlichte Magisterarbeit) Köln 2005.