Nerother Wandervogel
Im Januar 1921 wurde der Nerother Wandervogel von Robert Oelbermann, Gauleiter Rheinland der Altwandervögel, gegründet. Er glich in vielen Merkmalen ("Adelsherrschaft", Nichtaufnahme von Mädchen und Durchführung von Fahrten) anderen Gruppierungen der Bündischen Jugend. Der wichtigste Unterschied bestand in der Untergliederung in überaus eigenständige, ihrem Charakter nach unterschiedliche Orden. Deren Eigenständigkeit führte immer wieder zu Abspaltungen, aber auch zu Neuaufnahmen.
Ein anderes Merkmal war die Durchführung von Großfahrten ins Ausland. Die erste Fahrt wurde schon 1920, vor der offiziellen Gründung, nach Rom unternommen. Fahrten führten u. a. nach Spanien, Marokko, Ägypten, Indien, Russland, Island, Finnland. An nächtlichen Lagerfeuern sowie bei den jährlichen Treffen in der Eifelhöhle bei Neroth tauschte man sich über die gewonnenen Eindrücke aus. Während der 20er Jahre wurden die Burgen Waldeck im Hunsrück sowie Grenzau erworben und ausgebaut.
Auf die Forderung der Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten 1933 reagiert der Bund zunächst mit dem Rückzug in den Untergrund. Im Juli 1933 löst sich der Nerother Bund im deutschen Reich (nicht im Saargebiet und Brasilien) schließlich auf. Gleichwohl ließen sich die meisten Fähnlein jedoch nicht auflösen, sondern versuchten, den Bundesbetrieb aufrechtzuerhalten.
Schon wenige Monate nach der Machtergreifung kam es zu Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmungen und Verhaftungen bei Nerothern. Oftmals operierten die Verfolgungsbehörden mit dem Vorwurf der Homosexualität. Die beiden Burgen Waldeck und Grenzau wurden von den Nationalsozialisten übernommen. Höhepunkt der Verfolgung waren hunderte von Verhaftungen 1936; die Verhafteten wurden in Gefängnissen oder KZ festgehalten, der Gründer wurde 1941 im KZ Dachau ermordet.