Stadtmission

In großen Städten werden die vielfältigen evangelische Einrichtungen und Vereine der Inneren Mission, die sich der sozialen Arbeit mit Menschen am Rande der Gesellschaft verschrieben haben, geordnet und eingebunden in sogenannte Stadtmissionen.

Der Leitsatz für evangelische Stadtmissionen, von denen die erste 1848 in Hamburg entstand, stammt von Johann Hinrich Wichern, dem Begründer der Inneren Mission: "Wenn die Leute nicht zur Kirche kommen, muss die Kirche zu den Leute kommen". Das heißt, dass Menschen in schwierigen Lebensverhältnissen, die von Glauben und Kirche entfernt sind, dort pragmatische Hilfe angeboten wird und sie die christliche Frohe Botschaft in Wort und Tat kennenlernen können.

Dabei entwickelten sich - flexibel antwortend auf die jeweiligen Erfordernisse der Zeit und die besonderen Notlagen in der einzelnen Stadt - ganz unterschiedliche Arbeitsformen, so im 19. Jahrhundert zunächst u.a. Rettungshäuser für verwahrloste Kinder, Armen-, Krankenpflege und Kleinkinderschulen, Jünglingsvereine, Gefängnisvereine, Magdalenenhäuser für „gesunkene Frauen“ uvm. Die meisten Stadtmissionen errichteten auch eigene Vereinshäuser mit Versammlungsräumen und oft auch angegliederten „Herbergen zur Heimat“.

Unter der nationalsozialistischen Diktatur war nach 1934, als die evangelische Jugend in die Hitlerjugend (HJ) eingegliedert worden war, die Stadtmission z.B. in Essen für evangelische Jugendliche die einzige Ausweichmöglichkeit. Dort konnten sie ihre Gruppen als Gemeindejugend mit Einschränkungen, aber halbwegs legal weiterführen, - allerdings nur mit starker Betonung der Bibelarbeit, in lockerer Form und unter Verzicht auf die Bildung von Vereinsmitgliedschaften und Beiträgen.