Erich Raeder
Erich Raeder (1876-1960) war Oberbefehlshaber der Kriegsmarine und im Nürnberger Prozess als Hauptkriegsverbrecher angeklagt.
Am 24. April 1876 in Wandsbek bei Hamburg geboren, trat Erich Johann Albert Raeder mit 18 Jahren in die Kaiserliche Marine ein und stieg bis zum Beginn des 1. Weltkriegs zum Ersten Admiralstabsoffizier beim Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte, 1917 zum Fregattenkapitän auf.
Seine Veröffentlichungen als Marinegeschichtsschreiber fanden große Anerkennung in der Wissenschaft und trugen ihm den Ehrendoktortitel der Universität Kiel ein. Seine Karriere wurde in der frühen Weimarer Zeit allerdings dadurch teilweise gebremst, dass er im Ruf eines rechten Republikfeindes stand, den er aber mit Erfolg loszuwerden versuchte. 1928 wurde er Chef der Marineleitung, die 1935 – weiterhin und bis Anfang 1943 unter seiner Führung - in Oberkommando der Kriegsmarine umbenannt werden sollte.
In dieser Stellung entließ er im April 1931 den späteren Leiter des NS-Reichssicherheitshauptamtes, Reinhard Heydrich, wegen „ehrwidrigen Verhaltens“ und äußerte noch 1932 starke Bedenken gegen Adolf Hitler. Doch als dieser im Jahr darauf Reichskanzler wurde, war Raeder stolz, ihm die Reichsmarine reibungslos überführen zu können. Seine ganze Energie setzte er in deren Ausbau und Aufrüstung u.a. mit Panzerschiffen, Schlachtschiffen und dem ersten Flugzeugträger.
Am 1.4.1939 beförderte ihn Hitler zum Großadmiral, also auf den höchsten Dienstgrad der Marine. Im Zweiten Weltkrieg betrieb Raeder u.a. die Besetzung Norwegens. Wegen wachsender Meinungsverschiedenheiten mit „dem Führer“, der U-Booten den Vorzug vor dem Einsatz von Überwasserschiffen gab, reichte der Großadmiral im Januar 1943 seinen Rücktritt ein. Sein Nachfolger wurde Karl Dönitz.
Im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess wurde Erich Raeder zu lebenslanger Haft verurteilt, aber schon 1955 aus gesundheitlichen Gründen entlassen. Er starb am 6. November 1960 in Kiel.