Blutfahne
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde darunter ein Exemplar jener Hakenkreuzfahnen verstanden, die am 9. November 1923 beim Marsch auf die Feldherrenhalle vorangetragen worden waren. Es sollte angeblich mit dem Blut von dreien der Putschisten getränkt sein, die neben vier Polizisten und einem Unbeteiligten bei einem kurzen Schusswechsel gestorben waren. Ganz bewusst wurde mit der Bezeichnung „Blutfahne“ an Traditionen angeknüpft, die bis ins Mittelalter zurückreichten, als unter der Blutfahne u.a. Reichslehen wie die Blutsgerichtsbarkeit verliehen oder die Krieger in die Schlacht geführt wurden. Adolf Hitler, dem die Symbolkraft von Blut und der „suggestive Zauber“ von Fahnen sehr bewusst waren, machte diese Blutfahne zur heiligsten Reliquie des NS-Märtyrerkults und zum Mittelpunkt all seiner pseudo-religiösen Rituale. Ab 1926 wurden neue Fahnen und Standarten der Partei durch feierliche Berührung mit ihrem Tuch geweiht, wodurch sich die ihm zugeschriebenen mythischen Kräfte übertragen sollten.