Wirtschaftswunder

Der unerwartet schnelle Aufschwung, den die Wirtschaft des besiegten, stark zerstörten und geteilten Westdeutschland bald nach Kriegsende nahm und der bis zur Ölkrise 1973 anhalten sollte, wird mit dem Schlagwort „Wirtschaftswunder“ belegt.

Nach Kriegsende am 8. Mai 1945 schien ganz Deutschland nicht nur militärisch und politisch, sondern auch wirtschaftlich auf unabsehbare Zeit vernichtet. Wie aus den riesigen Trümmerlandschaften, wo Millionen gegen Nahrungs-, Wohnraum- und Kohlemangel ums Überleben kämpften, je wieder eine funktionierende Wirtschaft erstehen sollte, zumal viele Verkehrswege, soziale und Handelsverbindungen zerstört waren, konnte sich kaum jemand vorstellen.

Umso wunderbarer musste den Zeitgenossen der schnelle Wiederaufschwung der deutschen Wirtschaft vorkommen. Tatsächlich war aber der größte Teil der im Krieg technologisch hochentwickelten Industrieanlagen erhalten und mit den Flüchtlingen strömten Millionen stark motivierter und oft sehr gut qualifizierter Arbeitskräfte hinzu.

Ein Schlüsselerlebnis war für viele die Währungsreform am 20.6.1948 mit Einführung der D-Mark, Aufhebung der Preisbindung und Bewirtschaftung: über Nacht waren wie durch ein Wunder die Schaufenster der Läden prall gefüllt mit Waren, die seit langem gar nicht oder nur zu überhöhten Schwarzmarktpreisen zu ergattern gewesen waren. Nun konnten die drei westlichen Besatzungszonen auch in das Europäische Wiederaufbauprogramm, kurz Marshall-Plan, einbezogen werden, das die USA allen europäischen Ländern anboten, um die Weltwirtschaft aus der Krise zu führen und die Ausbreitung des Kommunismus zu verhindern.