„Hungerwinter“ 1916/17
Als (fast) ganz Deutschland zu Beginn des „großen Krieges“ im August 1914 in einen nationalen Taumel der Kriegsbegeisterung stürzte, schien ein schneller Sieg gewiss. Auf einen jahrelangen Waffengang war niemand vorbereitet, auch die Wirtschaft nicht. Bald traten Engpässe in der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung auf, sodass schon im Sommer 1915 das Brot rationiert werden musste. Gründe waren die versäumte staatliche Vorsorge, der Mangel an Arbeitskräften und an Kunstdünger in der Landwirtschaft sowie die britische Seeblockade, die Deutschland von den Welthandelswegen abschnitt. Das Jahr 1916 brachte zusätzliche Verschärfungen der Lage auf allen Gebieten mit sehr schlechter Kartoffelernte, Transport- und Kohlekrise und einem harten Winter mit einer extremen Kältewelle im Januar/Februar 1917. Er ist als „Steckrübenwinter“ im Gedächtnis geblieben, weil dieses Gemüse häufigster Grundstoff der Suppen aus den eigens eingerichteten gemeinschaftlichen Kriegsküchen und für viele das einzige noch verfügbare Nahrungsmittel war: Steck- oder Kohlrüben gab es morgens, mittags, abends, - wenn überhaupt. Insgesamt sollen allein an der „Heimatfront“ 1914 bis 1918 über 700 000 Menschen an Hunger und Mangelernährung gestorben sein.