Zionismus

Diese Ende des 19. Jahrhunderts entstandene politische Bewegung strebte einen selbständigen jüdischen Nationalstaat in Palästina an.

Der Zion, ein Hügel in Jerusalem, war für das Judentum Zentrum ihres Glaubens und Wohnsitz Gottes, seitdem dort um 930 vor Christus, also vor fast 3.000 Jahren, unter König Salomo der erste Tempel errichtet worden war. Nach zweimaliger Zerstörungen dieses Tempels und Vertreibung der Juden, zuletzt 70 n.Chr. durch die Römer, wurde Zion Symbol für Jerusalem und das Volk Israel, Sehnsuchtsort und Ziel aller Hoffnung auf Rückkehr in das ‚gelobte Land‘ für jene, die gewaltsam über die Welt verstreut worden waren und vielerorts über die Jahrhunderte hinweg Diskriminierung und Verfolgung erfahren mussten.

Im Laufe der Zeit gab es verschiedene Ansätze und Ideen, wieder Juden in Palästina anzusiedeln, doch längerfristig wirkungsmächtig wurde erst die politisch-soziale Bewegung des Zionismus‘, die im späten 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen von Nationalismus und Antisemitismus entstand. Sie ging zunächst von Osteuropa aus und initiierte mehrere Siedlungsprojekte in Palästina.

Der österreichisch-ungarische Publizist Theodor Herzl (1860–1904) hielt die Emanzipation der Juden in Europa für gescheitert und entwickelte in seinem vielbeachteten Buch „Der Judenstaat – Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage“ die Idee eines eigenständigen jüdischen Gemeinwesens als gemeinsamen Auswanderungsziel für Juden in aller Welt. Das war die Initialzündung für den ersten internationalen Zionistenkongress in Basel, wo die bereits bestehenden nationaljüdischen Vereine am 29. August 1897 zusammentraten und die „Zionistische Weltorganisation“ gründeten, die eine „öffentlich-rechtlich gesicherte Heimstätte in Palästina“ anstrebte. Daraus entwickelten sich verschiedene Strömungen, u.a. die sozialistische mit der Kibbuz-Bewegung und eine kulturelle Erneuerungsbewegung.

Die meisten westeuropäischen Juden lehnten die Auswanderung ins „Heilig Land“ allerdings ab; die orthodoxen aus Glaubensgründen, die liberalen, assimilierten aber, weil sie sich ihrer jeweiligen Nation zugehörig fühlten und dort auf weitere Fortschritte hinsichtlich Toleranz und rechtlicher Gleichstellung hofften. Im Ersten Weltkrieg waren viele an vorderster Front, um für ihr Land zu kämpfen und zu sterben. Das Ende dieses Krieges brachte auch das Ende des Osmanischen Reiches, zu dem die Region Palästina jahrhundertelang gehört hatte. An dessen Stelle traten die Briten als Mandatsregierung, die gegenüber den arabischen Einwohnern schnell ihr Vertrauen verspielt hatten und die deutliche Zunahme jüdischer Siedlungen in den 1920er Jahren zuließen.

Von 1933 bis zum Kriegsbeginn 1939 wanderten unter dem Druck der nationalsozialistischen Verfolgung etwa 250.000 von 525.000 der in Deutschland lebenden Juden aus, die meisten davon zunächst in europäische Nachbarstaaten, nur eine Minderheit nach Übersee oder Palästina. Doch auch dort stieg die Zahl der deutsch-jüdischen Immigranten sprunghaft an, parallel dazu wuchs der Widerstand der ansässigen palästinensischen Araber und verschärften sich die Spannungen. Vorschläge, einen binationalen Staat zu errichten, fanden keine Akzeptanz; den Teilungsplan der Vereinten Nationen (UN) vom November 1947 lehnte die arabische Seite ab. Am 14. Mai 1948 verkündete David Ben Gurion in Tel Aviv die Gründung des Staates Israel.